Schweinerei weiter legal

Groko will Verbot der Ferkelkastration ohne Betäubung erst in zwei Jahren umsetzen. Heftige Kritik von Grünen und Verbraucherschützern

Auf heftige Kritik von Opposition und Verbraucherschützern ist die Entscheidung der Regierungskoalition gestoßen, die Kastration von Ferkeln ohne Narkose für weitere zwei Jahre zu erlauben. CDU/CSU und SPD verständigten sich nach ­Unionsangaben am Freitag auf einen Gesetzentwurf, mit dem die Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot um zwei Jahre verlängert wird. Grund seien fehlende Alternativen, was viele Schweinehalter ihre Existenz kosten könne.

In Deutschland werden jedes Jahr Millionen männlicher ­Ferkel nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Das soll vermeiden, dass ihr Fleisch einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt. Unionsfraktionsvize Gitta Connemann erklärte, es gebe derzeit keine marktgängige oder praktikable Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter wies diese Argumentation entschieden zurück. „Natürlich gibt es Alternativen, die längst von Wissenschaftlern, Tier- und Verbraucherschützern anerkannt sind – zum Beispiel die Kastration unter Narkose. Die Fleischindustrie stemmt sich gegen die tierschutzgerechten Lösungen, in erster Linie um Kosten zu sparen“, sagte Hofreiter.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte den Aufschub. „Das ist einer mo­dernen, aufgeklärten Demokratie unwürdig“, sagte Kampagnendirektor Matthias Wolfschmidt.

Der stellvertretende Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Matthias Miersch, erklärte, man habe „aus der fatalen Situation das Möglichste gemacht“. Die Fristverlängerung vermeide Verwerfungen und ermögliche, dass die „Neuland-Methode“ der Kastration mit Betäubung Standard werde.

Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung verwies darauf, dass es Landwirten in der Schweiz erlaubt sei, nach einer entsprechenden Schulung die Inhalations­narkose mittels Isofluran bei der Kastration anzuwenden. Dass dies in Deutschland noch anders sei, bezeichnete der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Eckard Wendt, als „völlig unverständlich“. (dpa)