Stefan Alberti macht sich ein erstes Bild von der Stimmung in der CDU
: Wenn die Nachfolgediskussion im Vorort aufschlägt

Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz AKK? Friedrich Merz? Oder Jens Spahn? Es ist ein sternenklarer Dienstagabend, an dem die christdemokratische Nachfolgedebatte buchstäblich in der Berliner Vorort-CDU ankommt, in Zehlendorf und Lübars. Kurz vor der südlichen Landesgrenze zu Brandenburg schlägt der neue Fraktionschef Ralph Brinkhaus auf, am anderen Landesende steht AKK in Lübars vor den Parteifreunden der CDU Reinickendorf.

Es ist natürlich vermessen, von Brinkhaus eine Präferenz zu erwarten, gar eine Empfehlung – er will sich ja als neuer Fraktionschef nicht unnötig Stress machen und am Ende mit einer Parteispitze zusammenarbeiten müssen, gegen die er zuvor agitiert hat. Und doch kommt bei dem Zehlendorfer CDU-Treffen genau diese Frage an ihn. Denn Brinkhaus tritt so locker auf, dass man angesichts von Statur, Fastglatze und Mundart fast meint, da rede sein ostwestfälischer Landsmann, der Kabarettist Rüdiger Hoffmann, auch wenn er ohne dessen „Ja, hallo erst mal“ auskommt. So entspannt, wie der sich gibt, erzählt er doch bestimmt was …

Doch nicht mal etwas ausgewogen Nettes für jeden und jede aus dem Dreierfeld mag Brinkhaus sagen – angeblich aus Re­spekt vor dem Verfahren. Denn die acht großen Regionalkonferenzen, in denen die Mitglieder AKK, Merz und Spahn näher kennenlernen sollen, sie kommen ja erst alle noch. Die Berliner CDU tut sich dabei mit ihren Brandenburger Parteikollegen zusammen, als ausreichend großer Ort für Tausende Christdemokraten sind die Babelsberger Filmhallen in Potsdam im Gespräch.

Als Brinkhaus in Zehlendorf ins Publikum fragt, wer sich schon entschieden habe, heben gut zwei Drittel der über 150 CDUler im Raum die Hand – ohne allerdings zu offenbaren, für wen. Fragt man bei einzelnen nach, ist meist „Merz“ zu hören. Als AKK-Anhänger hingegen hat sich schon vorher der örtliche Bundestagsabgeordnete geäußert, Ex-Senator Thomas Heilmann, der Brinkhaus zu diesem Abend eingeladen hat.

AKK selbst redet derweil in Reinickendorf konzentriert und informiert, bringt aber den Saal mit über 200 CDUlern nicht gerade zum Rocken. Vor Kameras sprechen sich später vor allem weibliche CDU-Mitglieder für sie aus, so wie die Frauen-Union bundesweit. Und so kann man gespannt sein, mit welcher Botschaft die Landesvorsitzende Monika Grütters am Samstag bei einem Parteitag ans Mikro treten wird: Sie ist eine klare Unterstützerin von Noch-CDU-Chefin Angela Merkel und dürfte somit auch für deren Favoritin AKK sein. Laut CDU-Vorstandsangaben aber soll es kein Einschwören der hiesigen Delegierten für die Nachfolgeentscheidung am 7. Dezember geben – jeder und jede solle sich bis dahin selbst ein Bild machen. Heißt es jedenfalls.