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„Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“: Mit seinem „Requiem“ landet der Komponist Johannes Brahms im November zuverlässig auf den Konzertkalendern Foto: dpa

Verarbeitung am Lebensende

Menschen mit Kriegserfahrungen leben oft mit schmerzhaften Erinnerungen: an den Tod anderer, an sexuelle Gewalt, erlebt als Opfer oder auch Täter, an Hunger und Not, Flucht und Vertreibung – oder auch an eigene Schuld. Wird solches Erlebtes nicht bewältigt, sondern Quälendes verdrängt, beeinflusst es trotzdem oft das ganze weitere Leben, auch das von Familienangehörigen und Nachkommen.

Möglicherweise lange unverstanden geblieben, treten die verdrängten Erinnerungen oft zum Lebensende zutage – einerseits eine Chance zur späten Verarbeitung, andererseits eine Herausforderung nicht ohne das Risiko, sich zu überfordern.

Wie können Begleiter dabei hilfreich sein? Was sollten sie vermeiden? Solchen Fragen widmet sich in ihrem Vortrag unter dem Titel „Schmerzhafte Erinnerungen am Lebensende – Sterben mit Flucht- und Kriegserlebnissen“ die Psychotherapeutin Silvia Linz. Sie hat sich mit den transgenerationalen Folgen von Traumata befasst und leitet eine psychotherapeutische Klinik.

Mi, 21. 11., 18 bis 20 Uhr, Hamburger Hospiz, Helenenstraße 12. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Spende erbeten, eine Anmeldung erforderlich.

Musik für die Lebenden

Regt der November allgemein an zum verstärkten Nachdenken über Vergänglichkeit und Tod, so landet in diesem so gerne grauen Monat zuverlässig ein Stück nicht nur auf Hamburger Konzertkalendern: Johannes Brahms’„Ein Deutsches Requiem“. In freier Auslegung dieser kirchenmusikalischen Form vertonte Brahms in den frühen 1860er-Jahren Texte aus der Lutherbibel, in deren Mittelpunkt der Trost für die der Hinterbliebenen steht. Musikalisch sucht er bei allem Ernst und aller Schwere, ohne die es natürlich nicht geht, Würde und Zuversicht – eine Musik für die Lebenden.

Zu hören ist das 1868 im Bremer Dom uraufgeführte Requiem, das so recht keines ist, in diesen Tagen vielerorts im Norden, unten eine Auswahl. Im Fall der Hamburger Elbphilharmonie geschieht der Hinweis, wie eigentlich immer, unter dem Vorbehalt, dass bestenfalls Restkarten verfügbar sein werden – echt zum Heulen!

Sa, 24. 11., 18 Uhr, Hamburg, Hauptkirche St. Michaelis;

So, 25. 11., 17 Uhr, Ansgarkirche zu Hamburg-Langenhorn;

Do, 29. 11., 20 Uhr, Hamburg, Elbphilharmonie (nur Restkarten!);

Sa, 17. 11., 17 Uhr, Ratzeburg, Dom;

Sa, 24. 11., 19 Uhr, Kiel, Kirche St. Ansgar;

So, 25. 11., 19 Uhr, Schleswig, St.-Petri-Dom;

Sa, 17. 11., 17 Uhr, Hannover, Martinskirche;

So, 18. 11., 18 Uhr, Löhne,

Kirche Mennighüffen

Beschriebene Friedhöfe

Spätestens seit dem Mittelalter widmen sich auch Dichter und andere Schriftsteller dem Tod – und dabei erzählen sie immer wieder auch von seinen Orten, den Kirch- und Friedhöfen also. Entstanden sind über die Jahrhunderte unterschiedliche Friedhofsbilder, denen nun in Hamburg-Ohlsdorf der „Förderkreis“ des dortigen Hauptfriedhofs nachspürt.

Auszüge aus Romanen, Gedichten und Liedern lesen unter anderem die Kulturhistorikerin Barbara Leisner, die das Programm auch zusammengestellt hat, der Kulturanthropologe sowie Sozial- und Wirtschaftshistoriker Norbert Fischer und der Landschaftsarchitekt Horst-Günther Lange; musikalisch begleitet wird die Lesung von der Sopranistin Julia Kretschmer-Wachsmann, Matthias Grawiam am Klavier und, an der Barocklaute, Horst-Günther Lange.

So, 18. 11., 15 Uhr, Cordes-Halle im Forum Ohlsdorf, Fuhlsbüttler Straße 758, Hamburg. Eintritt frei

Formen für den Verlust

Sie ist ein langer, vielleicht lebenslanger Prozess, der aber durchlaufen sein will: die Trauer. Ein Tagesseminar des Hamburger Hospizvereins möchte nun Gelegenheit geben, erneut zurückzuschauen auf einen vergangenen Verlust – und ihm Form und Farbe verleihen: Im Gespräch, aber mehr noch mit Hilfe von Gestaltungselementen wie Farben, Stoffen und Bildern, sollen dabei Trauer und Verlust, aber auch Liebe und Zuversicht ausgedrückt werden. Künstlerische Fertigkeiten sind dafür ausdrücklich nicht erforderlich.

Das Seminar richtet sich an Hinterbliebene, die sich bereits mit ihrer Trauer auseinandergesetzt haben; angeleitet wird es von Wiebke Joschko, Trauerbegleiterin und selbst künstlerisch tätig.

Sa, 8. 12., 10 bis 16.30 Uhr, Hamburger Hospiz, Helenenstraße 12. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Spende erbeten, eine Anmeldung erforderlich.

Problematische Hinterlassenschaften

Die Hamburger Friedhöfe bitten ihre in diesen Tagen besonders zahlreichen Besucher, an Gräbern aufgestellte Grablichter auch wieder mitzunehmen. Ihre Anzahl, heißt es in einer Mitteilung, nehme kontinuierlich zu – obendrein sind sie auch noch elektrifiziert und also batterienbestückt –, und früher oder später landen sie im Müll. „Nicht kompostierbare Materialien“ auf den Gräbern zu lassen sei ausdrücklich verboten.