„Grünes“ Coltan aus dem Kongo

„Coltan“ ist die im Kongo erfundene Abkürzung für Colombit-Tantalit, eine Kombination aus Niob- und Tantalerzen, die unter anderem für Computer und Handys benötigt werden. Der Schmuggel von Coltan und Zinnerz aus dem Ostkongo gilt als Geldquelle für bewaffnete Gruppen. Daher drängen internationale Lobbygruppen auf ein Regelwerk für sogenannte „Blutmineralien“.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Internationale Konferenz der Großen Seen haben Zertifizierungsverfahren aufgebaut: Herkunftsnachweise, wie sie unter anderem die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe entwickelt hat, berechtigen zu Zertifikaten, die die unbedenkliche Herkunft der Waren garantieren und den legalen Handel damit ermöglichen. Die Einhaltung dieses Verfahrens überwachen die internationalen Verbände der Tantal- und Zinnindustrie im Rahmen des Programms ITSCI.

Gemäß des Dodd-Frank-Gesetzes der USA aus dem Jahr 2010 dürfen Unternehmen, die dieses Regelwerk nicht einhalten, nicht an der US-Börse notiert sein. Ähnliche Regeln sollen in der EU 2021 in Kraft treten.

Zur Umsetzung wurden sämtliche Minen im Ostkongo inspiziert und kategorisiert: Wenn Milizen mit Waffen die Mine kontrollieren, ist ihr Status „rot“. Wenn die Mine nicht unter der Kontrolle von Milizen steht, aber andere Unregelmäßigkeiten wie Kinderarbeit vorliegen, ist sie „gelb“. Minen, in denen alles korrekt läuft, sind „grün“ – und nur aus diesen darf exportiert werden. Jeder Sack mit erzhaltigem Förderprodukt erhält noch in der Mine Siegel und Zertifikat.

Rubaya war die erste Coltan-Mine im Kongo, die 2012 einen grünen Status erhielt. „Das Zertifizierungsschema hat uns sehr geholfen, unsere Mineralien zurück auf den Weltmarkt zu bekommen“, sagt John Kanyoni, Vize-Vorsitzender des kongolesischen Bergbauverbandes.

Denn diese Regelwerke machen den Bezug von Tantalerzen aus dem Kongo aufwendiger als aus anderen Förderländern. Zeitweise wollte überhaupt niemand mehr Coltan aus dem Kongo kaufen – außer einige asiatische Firmen. Im Jahr 2016 förderte Kongo nach amtlichen Angaben 869 Tonnen Coltan, die 320 Tonnen Tantal enthielten, rund ein Viertel der Weltproduktion.

Dominic Johnson, Simone Schlindwein