das portrait
: Erdbeerernte bei Boris Lauenroth

Sorgt sich um den Grünkohlabsatz bei den warmen Temperaturen: Boris Lauenroth Foto: privat

Der goldene Herbst macht es möglich: Auf dem Hof der Familie Lauenroth in Niedersachsen gibt es immer noch frische Erdbeeren zu kaufen. Normalerweise ist die Saison Anfang Oktober vorbei. Typischerweise ist es dann zu kalt, zu nass und zu dunkel. Dieses Jahr ist das anders.

Der 38-jährige Landwirt Boris Lauenroth führt den Hof in Adenstedt bereits in dritter Generation. In dem Familienbetrieb arbeiten seine Frau Bianca, seine Eltern und sogar die 91-jährige Großmutter als „gute Seele im Hofladen“. Er selbst ist in Adenstedt aufgewachsen und schloss nach der Schule eine Obstbauernlehre ab, holte das Abitur nach und studierte anschließend Landwirtschaft in Osnabrück.

Erstmalig seit der Gründung des Hofs im Jahr 1962 erntet der Familienbetrieb Erdbeeren im November. Zwar gilt die Sorte als „immertragend“. Gäbe es keinen Winter, würde die Pflanze also das ganze Jahr über Erdbeerfrüchte tragen. Mit dem ersten großen Frost, der untypischerweise wohl erst nächste Woche kommt, endet die Saison.

Lauenroth wird auch zukünftig mit extremen Wetterverhältnissen rechnen: „Tendenziell wird es immer später, aber auch das Gegenteil ist möglich.“ Das zeigte der regenreiche und kalte Sommer letztes Jahr. LandwirtInnen müssen sich Gedanken machen, wie sie die Pflanzen bewässern und gleichzeitig vor Starkregen schützen können. Es gibt zwar Versicherungen, die Ernteausfälle bei Extremwetter kompensieren. Die seien allerdings so teuer, dass der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich wäre, sagt der Landwirt.

Der Hof Lauenroth nimmt am niedersächsischen Schulobstprogramm teil. Er beliefert 26 Schulen mit drei Portionen pro Woche. Die SchülerInnen sollen lernen, welches Obst und Gemüse regional und saisonal wächst. Momentan sollte Grünkohl gekauft werden – der Absatz lässt allerdings zu wünschen übrig. Anfang August wuchs der Kohl wegen Trockenheit und Hitze sehr schlecht. Der milde Herbst kompensierte das jedoch. Aber „wenn draußen 20 Grad sind, hat keiner Lust auf Kohl und Kassler“.Philipp Effenberger