Betr.: Karl Hampel

In Kiel und den drei Hansestädten sind schwere Unruhen ausgebrochen; die sozialistischen Massen fühlen ihre Stunde gekommen, reichliche Propaganda vom bolschewistischen Russland her. Verblendung und Leidenschaft haben zusammengewirkt. Offenbar ist viel planmäßige Vorbereitung dabei. Allenthalben Einsetzung von Arbeiter- und Soldatenräten, die die radikalsten Forderungen stellen und zum Beispiel in Hamburg wirklich das Heft in der Hand zu haben scheinen. Selbst in Bremen sind die Zivilgefängnisse geöffnet! Die starke Beteiligung der Soldaten ist das Gefährliche. Man sieht, dass auf die Republik hingearbeitet wird. Den unitarischen Zug, der sich damit verbindet, könnte man sich gefallen lassen, aber er trägt das Gepräge des Bolschewismus und der internationalen Verbrüderung.

Karl Hampel, konservativer Historiker, Tagebucheintrag vom 8. November 1918, Heidelberg