Hamburger Szene von Marthe Ruddat
: Klassentreffen der SEKs

Drei Polizisten kommen die Treppe der U-Bahn-Haltestelle HafenCity Universität hoch. Sie tragen schusssichere Westen und Helme, sind bewaffnet. In einem Tuch tragen sie einen Mann, legen ihn neben dem Eingang zur U-Bahn ab. SanitäterInnen übernehmen ihn. Der Mann in dem Tuch ist nicht wirklich verletzt. Das Blut in seinem Gesicht ist Kunstblut und sieht nicht mal echt aus.

Die Hamburger Polizei hat am Dienstag eine Anti-Terror-Übung durchgeführt. Angekündigt hat sie die mit einer Eilmeldung um kurz nach sechs Uhr morgens. Die taz-Redaktion schläft da noch und verpasst deshalb die Explosionen und Schüsse, die nach Mopo-Berichten am Anfang der Übung zu hören sind. Andere HamburgerInnen verpassen ihren Arbeitsbeginn, weil die Übung und ein echter Verkehrsunfall den Berufsverkehr strapazieren.

Etwa 850 Einsatzkräfte der Polizei sind beteiligt. Aus ganz Deutschland sind Sondereinheiten angereist. Auch die GSG 9 ist da. Das Szenario: Terroristen attackieren die Fahrgäste zweier U-Bahnen in einer Haltestelle. Die Spezialeinsatzkommandos sollen die Angreifer ausschalten und die Erstversorgung der Opfer am Tatort einleiten.

Den spannenden Teil dürfen MedienvertreterInnen aus „einsatztaktischen Gründen“ nicht beobachten. Sie dürfen nur zusehen, wie die PolizistInnen aus der Haltestelle herauskommen und die SanitäterInnen die Versorgung der Verletzten organisieren. Die werden vor den JournalistInnen auf die Straße gelegt. Rund 120 Rettungskräfte der Feuerwehr sind vor Ort.

Etwa zehn Grad Außentemperatur und dichter Nebel machen ihnen zu schaffen. Eine Frau zittert trotz Wärmedecke am ganzen Körper. Ein Statist soll durch den Angriff seinen Unterschenkel verloren haben, der blutige Stumpf seines Beins ist sichtbar. Die 140 StatistInnen, die die Opfer spielen, sind PolizeischülerInnen. Auch SchauspielerInnen, die tatsächlich versehrt sind, nehmen teil. Möglichst realistisch soll alles sein. Doch dafür ist die Stimmung etwas zu entspannt und die Kameras sind etwas zu nah dran an den Schwerverletzten.

Um etwa halb elf ist der Spuk in der Hafencity vorbei, doch für die Spezialeinsatzkommandos ging es noch weiter. Die Übung war nur eins von insgesamt vier Übungsszenarien. Die anderen drei fanden ohne ZuschauerInnen statt.