Bremen bietet keine Zuflucht

16-Jährige mussten zurück nach Sachsen

Einigermaßen gut in Sachsen angekommen sind nach Auskunft eines Helfers aus Bremen zwei 16-jährige, unbegleitete Geflüchtete. Maxim und Gerome, wie die taz sie nannte, stiegen am Dienstagmittag mit sehr ungutem Gefühl am Bremer Hauptbahnhof in den Zug Richtung Leipzig zur Weiterfahrt ins mittelsächsische Flöha. Vier Wochen zuvor waren sie von dort geflohen, weil sie von Bürgern massiv angefeindet wurden. Der Ort Flöha liegt nur wenige Kilometer von Chemnitz entfernt. „We are afraid for our life“, sagte einer der aus Guinea stammenden Jungen am Telefon. Sie fuhren trotzdem zurück, weil ihnen beim Jugendnotdienst damit gedroht wurde, dass sie andernfalls die Polizei dorthin bringen würde.

Inzwischen hat das Landrats­amt Mittelsachsen sich gegenüber der taz zu dem Vorgang geäußert und in wichtigen Punkten der Bremer Jugendbehörde widersprochen. „Wir bestätigen Ihnen, dass die Jugendlichen wieder in Mittelsachsen sind und dass Gespräche mit ihnen stattgefunden haben“, schreibt Sprecherin Cornelia Kluge. Die geschilderten Anfeindungen sowie gesundheitliche Probleme der Jungen seien dem dortigen Jugendamt nicht bekannt gewesen. Eine ärztliche Untersuchung sei jetzt aber angesetzt.

Der Sprecher der Sozialbehörde Bremen, Bernd Schneider, hatte der taz erklärt, Bremen habe die beiden Jugendlichen in Obhut genommen und wäre auch bereit gewesen, sie über ein Amtshilfeersuchen aus Sachsen dauerhaft aufzunehmen. Doch das dortige Jugendamt habe die Amtsvormundschaft für die beiden 16-Jährigen und hätte darauf bestanden, dass sie zurückgeführt werden.

Dem widerspricht die sächsische Behörde. „Eine Übernahme der Jugendlichen in eigene örtliche Zuständigkeit wurde vom Jugendamt Bremen abgelehnt“, schreibt Kluge. Und eine Bestellung von Amtsvormündern „konnte nicht erfolgen, da sich die Jugendlichen am Tag des Gerichtstermins nicht in Mittelsachsen aufhielten“. Damit konfrontiert, erklärt die Bremer Behörde, Sachsen hätte den Fall „auch kostenmäßig abgeben“ wollen. Deshalb habe Bremen die Übernahme abgelehnt. Es ging also letztlich um Geld.

Der Helfer aus Bremen steht mit den beiden Jungen weiter in Kontakt. „Sie sind gut angekommen, wurden am Bahnhof abgeholt und heute morgen waren sie beim Arzt“, berichtet er. Die beiden seien in eine andere Unterkunft gekommen, mit den Betreuern wäre „momentan alles okay“ und ab Montag sollten sie zur Schule gehen. „Doch die Grundproblematik ist damit sicher nicht gelöst.“ Kaija Kutter