Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Für uns ist der internatio­nale Frauentag mit Ablauf des 8. März nicht zu Ende, im Grunde genommen sollte er 365 Tage im Jahr andauern“. Das Zitat stammt aus einem Bekenntnisschreiben von Katharina Karcher, Mitglied der feministischen Gruppe Amazonen, aus dem Jahr 1988. Es steht in dem lesenswerten Buch „Sisters in Arms. Militanter Feminismus in Westdeutschland seit 1968“. Die Amazonen zeichnen verantwortlich für einen Brandanschlag auf die Berliner Filiale der Kaufhauskette Neckermann. Diese warb mit sextouristischen Reisen. Ein Streitthema, gegen das sich feministische Gruppen nicht nur innerhalb der radikalen Linken in den 70ern und 80ern organisierten. Viele Aktions- und Organisationsformen haben sich seither verändert, doch nichts an ihrer Aktualität verloren. Im Gegenteil. Heute findet im Subversiv ein Vortrag zu den vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten zum Frauen*kampftag statt. Dafür stellt sich das Frauen*streiknetzwerk vor und diskutiert, welche Perspektiven es über den 8. März hinaus geben kann (6.12., Brunnenstr. 7, 19 Uhr).

Zeitgleich findet die letzte Veranstaltung aus der Reihe „Revolt She Said“ im District Berlin statt, in welcher unterschiedliche Formate feministischer und dekolonialer Perspektiven auf Protestbewegungen im Deutschland der 60er Jahre bearbeitet werden. An diesem letzten Termin wird die aktuelle Ausgabe von FKW – Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur mit dem Schwerpunkt kritische Kunstgeschichte von 1968 aus feministischer Sicht präsentiert (6. 12., Bessemerstr. 2–14, 19 Uhr).

Kinder oder keine? Wer entscheidet darüber? Auf den Thementagen „Raise Your Voice“ werden ab Samstag im New Yorck im Bethanien Einflüsse auf selbstbestimmte Reproduktion diskutiert. Es geht darum, einen kritischen Umgang um Einmischungen von Staat, Krankenkassen, Sex-Partner*innen oder sogenannten „Lebensschützer*innen“ zu finden (8./9. 12., Mariannenplatz 2a, 10 Uhr).

In der ganzen Woche geht es also auf verschiedenen Veranstaltungen darum, Neues zu entdecken, geronnene Gedankenmuster zu brechen und solidarische Aktionsformen zu gestalten. Das sind mindestens drei Aspekte, die auch am Sonntag im Sputnik Kino auf dem ersten „Berlin Lesbian Non-Binary Filmfest“ aufgegriffen werden. Es werden Filme zu lesbischen Lebensweisen, aber auch trans*, inter* und non-binäre Perspektiven auf Privates, Gesellschaft, Sexualität und Befreiung präsentiert. Das gesamte Filmprogramm finden Sie unter: www.blnfilmfest.org (9. 12., Hasenheide 54, 11.30 Uhr).