Sylvia Prahl
sucht nach den schönsten Spielsachen
:

Weihnachtsmarkt okay, aber ohne Musikbeschallung aus der Hölle und ewig gleichem Glühwein-Besäufnis nebst uninspiriertem Geschenke-auf-den-letzten-Drücker-Angebot? Gibt es doch. Am Jagdschloss Grunewald, den „Märchenhaften Weihnachtsmarkt“. Am Samstag und am Sonntag, jeweils ab 11 Uhr. Also, Glühwein gibt es dort schon auch. Musik eh. Aber von Blechbläsern und live. Posaunen-Solisten und Bläserensemble spielen auf der Bühne. Dort werden auch Märchen wie Aschenputtel, Frau Holle, Hänsel und Gretel oder die Schneekönigin aufgeführt. Märchenerzählerin Kerstin bittet ins Jagdschlossmagazin. Und die Händler haben angeblich außergewöhnliche Geschenke im Angebot. Oder selber machen: an beiden Tagen können Große wie Kleine ganztägig Bogen bauen (www.spsg.de, Eintritt bis 6 Jahre frei, 3 € inkl. Schlossbesichtigung).

Wie unaufgeregt kann Kindermusik sein? Im Falle von Johannes Stankowski ziemlich. Musikalisch zwischen Bossa Nova, Folk, Americana und ganz bodenständiger Liedermacherei mäandernd, instrumentiert mit Liebe zum Detail, ohne Drang zum Knalleffekt, unterstützt von Kinderchören und mit Texten, in denen sich der Musiker erfolgreich in die Lebenswelt von Kindern hineindenkt. Am Sonntag spielen Johannes Stankowski & Band um 15 Uhr im Maschinenhaus der Kulturbrauerei, passend zur Jahreszeit, Lieder aus Stankowskis (klimawandeltechnisch optimistisch betiteltem) Album „Alles wird weiß“ (Kinder 11 €, Erwachsene 13 €, plus Gebühren).

Dass ein altes russisches Volksmärchen einmal einen sachdienlichen Hinweis zum Zusammenleben heutiger Gesellschaften liefern würde, war nicht abzusehen, ist aber so. „Tief im Wald“ ist die Geschichte von Tieren, die sich eines leer stehenden, aber heimeligen Holzhauses bemächtigen. Erst eine Maus, dann kommen nach und nach viele weitere Tiere dazu. Zusammen gestalten sie sich ein abwechslungsreiches, schönes Leben. Nur der große Bär passt nicht mehr mit rein, ein Platzproblem, dabei sein sollte er schon. Als das Haus kaputt geht, bauen alle Tiere ein neues, größeres Haus, für alle. Der Pop-Art-Künstler Christopher Corr hat diese „Feier vom Reichtum des Lebens“, in der die menschliche Fähigkeit besungen wird, scheinbar unüberwindbare Hürden nehmen zu können, mit naiv-modernen Bildern in knalligen Farben illustriert. Alle Tiere haben einen speziellen Augenaufschlag, mogeln sich damit ins Gedächtnis. Auch die repetitive Textform macht das Märchen zum Mantra, für das Kinder ab 4 Jahren offen sind (aracari Verlag, Zürich, 2018, 18 €).