Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Die „Reise zu versunkenen Orten“, wie es im Untertitel seines Films „Arkona, ­Rethra, Vineta“ (1990) heißt, ist für den großen Dokumentaristen Volker Koepp ein Grund, sich einer aktuelleren Wirklichkeit zu nähern. Zwar begannen die Dreharbeiten 1989 noch zu DDR-Zeiten als Dokumentation über versunkene slawische Handelsplätze des Mittelalters an der vorpommerschen Küste, denen sich Koepp auch nicht uninteressiert widmet. Doch tatsächlich geht es ihm um die Lebensumstände von Fischern, Pfarrern und Archäologen und darum, was diese Menschen kurz vor dem Wegfall der Grenzen bewegte. Am Ende des Films gehört auch die DDR zu den versunkenen Orten, was Koepps Protagonisten norddeutsch gelassen, aber zögerlich optimistisch quittieren (12. 12., 19 Uhr, Kino Krokodil).

Einer der größten Regisseure der klassischen Studioära Hollywoods war Leo McCarey, dem das Arsenal Kino eine Retrospektive widmet. Eröffnet wird mit McCareys wohl berühmtestem Film, der Screwball-Komödie „The Awful Truth“ (1937), doch auch die weniger bekannten Filme sind stets ihr Eintrittsgeld wert. Wie etwa „The Kid from Spain“ (1931), eine mit opulenten Musiknummern von Busby Berkeley versehene Komödie mit dem Musicalstar Eddie Cantor, dessen Komik auf einer gewissen Hilflosigkeit und einer Vorliebe für absurde Wortverdrehungen beruhte. McCarey-typisch ist hingegen die Unmöglichkeit, den verworrenen Plot des Films (in dem Toreros, Stiere und diverse Liebespartner verwechselt werden) korrekt wiederzugeben. Denn McCarey scherte sich selten um eine zusammenhängende Geschichte: Er liebte die Improvisation und eine Inszenierung, die den Nummerncharakter einzelner Szenen betont – das hatte er bei seiner Arbeit an Slapstick-Komödien im Studio von Hal Roach gelernt (The Awful Truth (OmU), 6. 12., 20 Uhr, The Kid from Spain (OF), 9. 12., 20 Uhr, Arsenal 1).

Um Slapstick geht es auch in „Johnny English – Man lebt nur dreimal“ mit Rowan Atkinson: Als selbstbewusster wie unfähiger Gelegenheitsagent muss er einen Schurken entlarven, der mit einem Hackerangriff die Identität aller britischen Agenten aufgedeckt hat. Das Thema digital vs. analog zieht sich sehr vergnüglich durch diese Agentenparodie, in der English seine eigenen Leute dadurch in Verlegenheit bringt, indem er für seinen Einsatz einen Aston Martin und eine Pistole verlangt. Und wer könnte analoger sein als ein Agent, der in einer Ritterrüstung und mit einem Schwert quer durch ein internationales Gipfeltreffen stolpert? (6. 12., 13 Uhr, 22.30 Uhr, 12. 12., 17.30 Uhr, Union Filmtheater).