Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Spirit von drüben

Foto: privat

Es stimmt schon, wir haben kein Geheimnis um unsere Verehrung der Schule 21 gemacht. Das war aber ja auch ein außergewöhnlich gutes Programm dieses Jahr, sicher unter den besten der Stadt, und auch weit darüber hinaus, ein bemerkenswertes Sammelsurium der Sonderbarkeiten. Zum Ende steht jetzt noch das aus, was diesen Laden programmatisch zusammenhält. Die Rahmenhandlung der Konzerte, wenn man so will.

Zwei Filme gibt’s und einen Abend für das hauseigene Magazin. Ja, das schreiben die auch noch. „Sargasso“ heißt es, „A No-Culture Literary & Arts Magazine“: schwermütige Lyrik, Geschichten und Fotos aus dem deutsch-amerikanischen Underground, woher ja auch diese Musik tönt, um die es hier sonst öfter mal ging. Da ist ein lustiger Widerspruch: einerseits kapriziert man streng aufs Genre, dann aber auf eines, in dem dann alles mögliche passieren kann. Das zu benennen ist – wie immer bei interessanter Musik – sehr schwierig, aber schon die Versuche klingen toll: Alt-Country, Southern Gothic, Dark Americana, Modern Roots oder (wie Dad Horse Ottn, Hausgeist der Schule 21, über sich selbst sagt) Kellergospel.

Man zimmert sich da in Hemelingen eine eigene Welt. Eine Zwischenwelt ohne klare Koordinaten. Daher diese irre Aufbruchstimmung ohne festes Ziel. Das Magazin heißt dann auch nicht einfach so „Sargasso“, sondern meint ganz ausdrücklich dieses maritime Niemandsland zwischen Amerika und Europa, in dem so viele Schiffe für immer verloren gehen. Da treffen sich deutsche Krautigkeit und US-amerikanische Urtümlichkeit, so spannend, weil man sich absichtlich fremd bleibt. Man kann und soll das nicht abschließend enträtseln. Aber nachfühlen kann das, wer sich traut, beim Sargasso-Abend, dem Film „The Kingdom of Survival“ (ein spektakulärer Roadtrip durch die versprengten Reste der Counterculture) oder „Hard Soil“, dem wohl schönsten Porträt dieser Musikszene. Mit dabei sind allerlei Musiker, Regisseure und Gäste – sonderbar wird’s jedenfalls. Das geht ja gar nicht anders.

„Kingdom of Survival“, 14. 12.; „Sargasso“: 15. 12.; „Hard Soil“: 22. 12., je 20 Uhr, Schule 21