Handelskammer sortiert sich

Der ehemalige Präses Bergmann erklärt seinen Rücktritt damit, dass seine Reform zu ambitioniert war

Von Gernot Knödler

Der am Wochenende zurückgetretene Handelskammerpräses Tobias Bergmann sieht sich als Sündenbock. „Alle Schwierigkeiten, die wir haben, sind auf meine Person projiziert worden“, sagt er. Die anhaltende öffentliche Kritik am Reformkurs seines Bündnisses „Die Kammer sind wir“ habe schließlich dazu geführt, dass ein Schuldiger gesucht worden sei.

Das Bündnis hatte die Mehrheitsverhältnisse auf den Kopf gestellt. Plötzlich gaben nicht mehr die Manager der großen Unternehmen den Ton an, sondern Eigentümer-Unternehmer, denen es auf den Geist ging, dass die Kammer ihr Geld für Renommierprojekte auf den Tisch legte.

Ein zentrales Versprechen Bergmanns war, die Zwangsbeiträge abzuschaffen. Das verhinderte das Bundesverfassungsgericht. „Es wurmt mich, dass ich die Erwartungen, die ich geweckt habe, nicht erfüllen konnte“, sagt Bergmann, dem Kritiker vorwerfen, keinen Plan für die Kammer zu haben.

„Das stimmt nicht“, sagt Bergmann. Er habe begonnen, die Kammer zu öffnen, sie zu demokratisieren und vernachlässigte Teile der Wirtschaft besser zu bedienen, etwa die migrantischen Firmen. Dazu gehörte es auch, sich von Mitarbeitern zu trennen. „So einen Apparat in kürzester Zeit von rechts auf links zu bürsten, war überambitioniert“, räumt der Ex-Präses ein.

„Es ist die Frage, wie man’s macht“, sagt seine Nachrückerin im Plenum, Astrid Nissen-Schmidt, die für das neu gegründete Wahlbündnis „Starke Wirtschaft Hamburg“ spricht. Es sei nicht gelungen, gute Mitarbeiter zu halten. Statt nur übers Sparen zu reden, müsse das Plenum definieren, welche Aufgaben die Kammer erfüllen solle.

Hans-Georg Kuhlmann von „Die Kammer sind Wir“ setzt auf einen Neuanfang: „Ich hoffe, das Präsidium tritt vollständig zurück.“ Ein Mitglied, Johann Killinger, ist schon zurückgetreten. Sein Motiv: „der unsinnige Dauerstreit im Präsidium, der letztlich den Präses zermürbt und der Kammer im Außenbild bewusst Schaden zugefügt hat“.