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: Fortbildung für die Camorra

VORSCHAU Heute mit belgischem Entsetzen, Boris Beckers Attaché GmbH, Stefan Effenbergs Bankerkarriere, José Mourinhos Münchenflirt und einer Handball-WM ohne isländische Impulse

Auch Manipulierer Mogi Bayat ist untergetaucht; er war für 150.000 Euro Kaution aus der U-Haft freigekommen

Brüssel, 8. Januar. Im belgischen Fußballskandal („Footbelgate“) beendet Spielervermittler Dejan Veljkovic seine Aussagen als Kronzeuge vor der Staatsanwaltschaft. Für den Bruch der Omertà bekam der „Pate aus Flandern“ Haftverschonung. Und er hat offenbar weitreichend ausgepackt. „Wenn wir Details nennen würden“, so ein Behördensprecher danach, „würde niemand mehr Fußball gucken.“ Es geht um Bestechung, Geldwäsche, millionenfache Steuerhinterziehung und Spielmanipulation.

Brüssel, 9. Januar. Die Zeitung Het Laatste News gibt Einzelheiten bekannt. Schiedsrichter hätten detaillierte Preislisten vorgehalten für besondere Pfiffe („Elfmeter: 20.000 Euro, in der Nachspielzeit: 50.000, rote Karten: auf Anfrage“). In Brüssel hätten regelmäßig „Fortbildungsseminare für Camorra und die ’Ndrangheta“ stattgefunden („immer ausgebucht“). Kaum ein Spiel der 1. Liga habe ein sportliches Ergebnis gehabt in den vergangenen Jahren. „Veljkovic und sein Kollege Mogi Bayat waren eher Spiele- als Spielervermittler“, diverse Matches seien „nach Höchstgebot versteigert worden“.

Berlin, 10. Januar. Die deutsche Handballauswahl, ehemals „bad boys“, gewinnt mit einem sehr braven 31:29 gegen Korea (Süd) das erste WM-Spiel ohne den isländischen Motivationsmagier Dagur Sigurdsson als Coach. „Der renommierte Keynote Speaker und Entrepeneur“ (so seine Heimseite) übt jetzt mit Japan und verliert den Auftakt gegen Mazedonien deutlich. Was das bedeutet? Nicht viel. Weltmeister wird wieder Frankreich, auch ohne fremden Entrepeneur.

Brüssel, 17. Januar. Weitere acht belgische Referees kommen in U-Haft, andere sind außer Landes geflohen. „Der Beginn der Liga-Rückrunde wird vorläufig ausgesetzt“, teilt der Verband mit, „wir haben keine unbelasteten Schiedsrichter mehr.“ Auch Manipulierer und Geldwäscher Mogi Bayat ist untergetaucht; er war für 150.000 Euro Kaution aus der U-Haft freigekommen: „Das ist doch eine Summe, die macht der schwarz mit einem halben Transfer in der 2. Liga“, so ein Insider zur taz.

Hoffenheim, 20. Januar. „Das Uliversum“ (Spiegel) bebt weiter. Nach dem 3:4-Spektakel bei der TSG schimpft Bayern Münchens Staatspräsident Hoeneß über mehrere verletzte Spieler und ruft in seiner Vortragsreihe über das Grundgesetz Artikel 2, Absatz 2 auf: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Kalle Rummenigge sekundiert mit seinem eigenen Humor: „Gilt das in diesem Kriechgau nicht?“ Sogar der Firlefranz bricht nach Artikel 5 („das Recht, sich zu äußern“) sein Schweigegelübde. „Ja mei, der Uli“, sagt er. Die Bestätigung, dass José Mourinho neuer Coach wird („Koalition des Grauens“), steht noch aus.

Leimen/London, 22. Januar. Boris Becker will seine „leidigen Einnahmen-Ausgaben-Disbalancen ausmerzen“ (The Times). Nachdem sich das Exbobbele als Attaché für Sport, Kultur und Humanitäre Angelegenheiten der Zentralafrikanischen Republik Schuldeneintreibern zu entziehen versucht, hat er dazu ein „neues erfolgversprechendes Geschäftsfeld“ gegründet: die BumBum Attaché GmbH. In weltweiten Dependancen wie Togo, Tonga und Panama können sich Branchengrößen „sportkulturell und humanitär eingliedern“, wie Becker doziert. „Die halbe Bundesliga ist schon beigetreten und viele meiner ehemaligen Tenniskollegen.“ Besonders vertrauensvoll: Stefan Effenberg, zuletzt für die thüringische Volksbank Schmalkalden tätig, soll als gewesener Leitwolf die Buchführung leiten.

Dortmund, 26. Januar. Krise beim BVB: Paco Alcácer, mit bislang 12 Jokertoren auffällig, trifft erstmals nach einer Einwechslung nicht. „Wir rätseln noch, woran es lag“, sagt Trainer Lucien Favre, „vermutlich wurde zu früh abgepfiffen“. Alcácer war nach 95 Minuten aufs Feld gekommen, beim Stand von 4:0 gegen den werdenden Exerstligisten Hannover.

Melbourne, 27. Januar. Angelique Kerber gewinnt die Australian Open. Hauptgrund: Sie habe erfolgreich ihre „leidigen Vorhand-Rückhand-Disbalancen ausmerzen“ können. Finanzstaatsmann Boris Becker gratuliert beeindruckt.

Bernd Müllender