taz-Adventskalender: „Frohe Botschaft“ (13): Berliner üben seelische Erhebung

Nicht nur der 8. März soll Feiertag werden, die Berlinerinnen kriegen auch am 8. Mai 2020 frei. Und das war vielleicht noch nicht alles.

8.März, 8. Mai, was kommt noch? Foto: dpa

Nach dem christlichen Kalender wird die Frohe Botschaft ja erst am 24. Dezember verkündet. Weil es in diesem irdischen Jammertal aber so selten Grund zur Freude gibt, präsentieren wir bis Weihnachten täglich eine gute Nachricht.

Wer hätte im Berliner Gesetz über Sonn- und Feiertage so viel Pathos erwartet? „Feiertage genießen als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung staatlichen Schutz“, heißt es da. Klar, freizuhaben ist toll. Aber sich seelisch erheben, das muss man erst mal schaffen. Am ersten Feiertag im Jahr, dem Neujahrstag, fällt das ja schon mal körperlich schwer.

Was nicht ist, kann ja noch werden. Die BerlinerInnen haben jedenfalls in Zukunft mehr Möglichkeiten, sich im Erheben zu üben: Am heutigen Donnerstag bringen die Fraktionen von SPD, Grünen und Linken einen Antrag ins Parlament ein, den Frauentag am 8. März zum regelmäßigen Feiertag zu machen. Und nicht nur das: Ganz nebenbei wird auch der 8. Mai 2020 zum Feiertag erklärt, weil dann das Ende des Zweiten Weltkriegs 75 Jahre her ist. Zwar soll er nur einmalig begangen werden, zu diesem Jubiläum, aber immerhin.

Nachzuholen gibt es in Berlin genug: Derzeit hat kein Bundesland weniger gesetzliche Feiertage. 9 sind es hierzulande, in Bayern legen die Menschen an 13 Tagen die Füße hoch. Was Stoff für weitere Debatten liefert: Die Linkspartei hätte ja gerne den 8. Mai gleich zum regelmäßigen Feiertag gemacht, konnte sich aber nicht durchsetzen. Auf ihrem Parteitag am Wochenende stimmen die Delegierten nun über einen Antrag ab, noch einen zweiten Feiertag einzuführen. Nicht nur der 8. März, auch der 8. Mai soll demnach jährlich zelebriert werden.

Warum auch nicht? Mit elf Feiertagen im Jahr läge Berlin bundesweit immer noch im Mittelfeld. Wenn die Linken allerdings ihren Feiertag kriegen, wollen die Grünen bestimmt auch einen, zum Beispiel den Reformationstag am 31. Oktober. Damit wäre man schon bei 12 Feiertagen … Willkommen in der Hauptstadt der seelischen Erhebung!

Laut VertreterInnen von Rot-Rot-Grün soll übrigens schon der 8. März im nächsten Jahr ein Feiertag werden. Das ist ein Freitag, die BerlinerInnen können sich also über ein langes Wochenende freuen. Alles andere wäre auch schwer zu vermitteln gewesen: Im Jahr 2020 fällt der 8. März auf einen Sonntag. Einen neuen Feiertag an einem Sonntag einzuführen, damit hätte sich die Koalition richtig beliebt gemacht.

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