Am Hetero-Fußball rütteln

Bremen hat nun für zwei Jahre den Vorsitz der Sportminister-Konferenz. Die grüne Sportsenatorin Stahmann will in dieser Zeit Homosexualität und Geschlechterverhältnisse im Spitzensport thematisieren

Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) will als Vorsitzende der Konferenz der Sportministerinnen und Sportminister (SMK) unter anderem die Diskussion um sexuelle Identität im Spitzensport stärker öffentlich führen. Das sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Das Land Bremen hat zum Jahreswechsel für zwei Jahre den Vorsitz der Konferenz übernommen.

Stahmann verwies darauf, dass nach Umfragen rund fünf bis sechs Prozent der Deutschen homosexuell sind. In der Fußball-Bundesliga habe sich aber nur Thomas Hitzlsperger geoutet – nach dem Ende seiner Profi-Laufbahn. „Der Sport hat eine wichtige gesellschaftliche Funktion, aber es gibt noch zu viele Tabubereiche, mit denen wir uns künftig intensiver befassen müssen“, sagte Stahmann.

Gesprächsbedarf gibt es laut Stahmann auch mit Blick auf die Unterteilung nach Frauen und Männern im Sport. „Wir kommen zunehmend zu der Erkenntnis, dass es auf dieser Welt nicht nur zwei Geschlechter gibt“, sagte sie. Die Konsequenzen für den Sport seien bislang kaum reflektiert.

Als weiteres wichtiges Thema für ihre Amtszeit als SMK-Vorsitzende sieht Stahmann den Schutz vor sexuellen Übergriffen. „Im Sport entsteht Nähe, es entstehen Räume und Machtgefüge, die grundsätzlich ein Gefährdungspotenzial mit sich bringen.“ Wichtig sei, dies zu beleuchten und herauszufinden, wo Systeme verbessert werden könnten. „Wir müssen Trainerinnen und Trainer in ihrer Ausbildung sensibilisieren, Athletinnen und Athleten ernst nehmen und die Hürden für die Hilfe senken“, sagte sie.

Eine Diskussion über den Wettbewerb am Computer, dem „E-Sport“, soll es unter den Ministern ebenfalls geben. „Sollen wir ihn regulär als Sport anerkennen? Und was sind dann die Konsequenzen?“ Diese seien wichtige Fragen, die erörtert werden müssten.

„Ich denke, beim E-Sport sollten wir unter den Ländern eine gemeinsame Haltung finden.“ Es dürfe nicht passieren, dass ein Bundesland E-Sport mit öffentlichen Mitteln fördere, während ein anderes noch debattiere, ob es sich um einen förderungsfähigen Sport handele. „Diese Peinlichkeit sollten wir uns ersparen.“ (dpa)