Filme gegen das Vergessen

Im Bremer Kino City 46 läuft eine Filmreihe mit sechs Filmen, die in unterschiedlicher Weise das Thema Holocaust behandeln.

„Back to the Fatherland“ ist sehr persönlich, weil eine der Regisseurinnen die Enkelin eines Nazi-Offiziers und die andere die eines Holocaust-Überlebenden ist

Von Wilfried Hippen

Der 27. Januar ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, denn an diesem Tag befreite 1945 die Rote Armee die Gefangenen im Vernichtungslager Auschwitz. Zu diesem Anlass zeigt das Bremer Kommunalkino City 46 sechs Filme, in denen das Thema Holocaust auf unterschiedliche Weise behandelt wird.

Die Filmreihe beginnt am Montag, den 7. Januar mit dem Spielfilm „Nebel im August“ von Kai Wessel aus dem Jahr 2016. Darin wird das Euthanasie-Programm der Nazis anhand der wahren Lebensgeschichte von Ernst Lossa thematisiert. Dieser wurde Anfang der 40er-Jahre als unangepasster, sogenannter „nicht erziehbarer“ Halbwaise in eine Nervenheilanstalt eingeliefert und merkte dort bald, dass Insassen systematisch getötet wurden.

In der zweiten Januarwoche steht die Dokumentation „Austerlitz“ von Sergei Loznitsa auf dem Programm. Der ukrainische Regisseur stellt darin die unbequeme Frage, ob die Holocaustgedenkstätten zu Attraktionen für Touristen geworden sind. Als Beleg für diese These zeigt er Menschen, die an Sommerwochenenden in ehemaligen Konzentrationslagern entspannt spazieren gehen und Selfies vor dem Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ machen (10. und 14. Januar).

Wie ein Gegenentwurf dazu wirkt „#uploading_holocaust“ von Sagi Bornstein und Udi Nir, der am 21. Januar zum ersten Mal gezeigt wird. Die deutsch-israelische Koprodukion zeigt, wie junge Israelis auf der in ihrem Land üblichen „Bildungsreise nach Polen“ die Orte besuchen, an denen viele von ihren Vorfahren ermordet wurden. Das Besondere daran ist, dass sich die Filmemacher sehr zurücknehmen, denn der Film besteht ausschließlich aus Aufnahmen, die die jungen Reisenden selbst gemacht und dann auf Youtube hochgeladen haben.

Am 15. und 16. Januar wird dann in zwei Teilen der Film zum Thema Holocaust gezeigt, an dem alle anderen gemessen werden. Claude Lanzmanns „Shoah“ aus dem Jahr 1985 ist ein neun Stunden langes Monumentalwerk, das auch deshalb aktuell geblieben ist, weil Lanzmann die Macht der Bilder hinterfragt und sich dafür entschied, etwa Archivaufnahmen von den Gaskammern und Leichenbergen nicht zu zeigen.

In „Back to the Fatherland“ begleiten Kat Rohrer und Gil Levanon zwei junge Israelis, die nach Deutschland und Österreich auswandern wollen und darüber in Streit mit ihren Familien geraten. Der Film ist ein sehr persönliches Statement seiner Regisseurinnen, weil die eine die Enkelin eines Nazi-Offiziers und die andere die eines Holocaust-Überlebenden ist.

Die beiden hätten auch gut in dem Film „Nachlass“ von Christoph Hübner und Gabriele Voss Zeugnis ablegen können, mit dem die Reihe in der letzten Januarwoche (24., 28., 29., 30. Januar) beschlossen wird. Darin erzählen sieben Kinder und Enkel von NS-Tätern und Holocaust-Überlebenden, wie das Wissen um die Vergangenheit ihrer Väter und Großväter ihre Beziehungen zu ihnen prägte.