Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
:

Einer der schönsten Filme des Anima­tionsstudios „Pixar“ ist „Wall-E“, ein von Stummfilmkomikern wie Chaplin und Keaton inspirierter Film, in dem Regisseur Andrew Stanton – seit 1990 bei „Pixar“ beschäftigt und einer der führenden kreativen Köpfe des Studios – lange Zeit fast ohne Worte von einem kleinen Roboter erzählt, der die von Menschen verlassene und komplett voll gemüllte Erde aufräumt. Bis er eines Tages ein sehr viel schickeres und offenkundig weibliches Robotermodell namens „Eve“ kennenlernt, dessen Schicksal ihn zu ganz neuen Heldentaten inspiriert. Wie in fast allen Filmen von „Pixar“ wird mit großem Geschick die ganze Bandbreite an Emotionen durchgespielt; mit Recht gewann er 2008 den Oscar als bester Animationsfilm des Jahres ( 26. & 27. 1., 15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Kunst ohne Willen zur Kunst: Eines Tages kam der an der Stadtgeschichte von Chicago interessierte Amerikaner John Maloof bei einer Zwangsversteigerung in den Besitz einer Kiste mit unentwickelten Fotografien aus dem Alltag des vergangenen Jahrhunderts. Berührt von deren künstlerischer Qualität, machte sich Maloof auf die Suche nach Spuren der 2009 verstorbenen Urheberin Vivian Maier. Seine spannende Recherche dokumentiert Maloof gemeinsam mit dem Regisseur Charlie Siskel in dem Film „Finding Vivian Maier“ (2013). Die Urheberin der Straßenfotografien stellt sich dabei als ein Kindermädchen heraus, das in New York und Chicago lebte und die Fotografie ohne Verwertungsinteresse, aber mit einiger Besessenheit als Hobby betrieb. Wie der Film belegt, gelangen ihr dabei weit mehr als nur Schnappschüsse: ein ganz eigener Blick auf eine sich ständig im Wandel befindliche Welt (OF, 24. 1., 10 Uhr, 27. 1., 13.45 Uhr, Il Kino).

Im Rückblick war Alfred Hitchcock von seinem Krimi „Stage Fright“ (1950) nicht mehr so überzeugt: Er hätte in einer Rückblende einfach keine Lüge erzählen sollen, meinte der Meisterregisseur in seinen Gesprächen mit François Truffaut. Doch das Lügen und Verstellen ist das eigentliche Thema des Films, in dem der Gatte einer berühmten Bühnendiva (Marlene Dietrich) ermordet worden ist. Um die Unschuld ihres tatverdächtigen Freundes (Richard Todd) zu beweisen, nimmt die Schauspielschülerin Eve (Jane Wyman) daraufhin die Rolle einer Zofe ein. Zusehends erweist sich die Geschichte als eine Variation des von Hitchcock oft verwendeten Motivs eines unschuldig Verfolgten – nur, dass er hier keineswegs unschuldig ist. So werden der naiven Amateurdetektivin Eve die ständigen Rollenwechsel beinahe zum Verhängnis (OmU, 29. 1., 22 Uhr, Babylon Mitte).