Ingenieure im Widerstand gegen Sudans Präsidenten

Am Donnerstag gehen erneut Demonstranten in der Hauptstadt gegen Omar al-Bashir auf die Straße. Die Polizei geht immer wieder heftig gegen den Widerstand vor

Al-Bashir winkt hier seinen Unterstützern, doch selbst in der Armee sinkt seine Popularität Foto: Mohamed Nureldin Abdallah/reuters

Von Ilona Eveleens, Nairobi

Am Donnerstag sind in Sudans Hauptstadt Khartum und anderen Städten Ingenieure gegen den Präsidenten Omar al-Bashir auf die Straße gegangen. Ihre Plakate zeigten das Gesicht al-Bashirs mit dem Wort: „Raus!“ Der Volksaufstand gegen den Präsidenten läuft jetzt schon fünf Wochen und ein Ende ist nicht in Sicht. Im Mittelpunkt der Proteste steht der neu gegründete sudanesische Berufsverband, eine Dachorganisation der Gewerkschaften für Ärzte, Lehrer, Wissenschaftler und viele andere. Die politische Opposition hat sich ebenso angeschlossen wie auch die Studentenvereinigung Girifna.

Aus Sicherheitsgründen blieben die Anführer der Proteste jedoch anonym, sagt der Sudanese Ahmed Elzobier, Sudan-Experte von Amnesty International in Nairobi. Wenn ihre Namen und Gesichter bekannt seien, werde es für sie gefährlich. Wie skrupellos die Polizei ist, stellte sich zum Beispiel heraus, als Polizisten einen jungen Arzt erschossen, während er einem verwundeten Demonstranten half. Auf der Suche nach verletzten Demonstranten stürmten Sicherheitskräfte sogar ein Krankenhaus. Sie schossen und benutzten Tränengas.

Trotz der Gefahren ist der Protest heftig. „Noch nie gab es einen so breiten und langfristigen Widerstand gegen das Regime“, erklärt Elzobier. „Alle Bevölkerungsschichten, Berufe und Regionen sind darin vertreten. An den Demonstrationen nehmen selbst Söhne und Töchter von Regierungsbeamten teil“, resümiert er. Bei den Aktionen sind Amnesty International zufolge mehr als vierzig Menschen getötet und etwa tausend eingesperrt worden.

Der Protest hatte sich am Anstieg der Brot- und Benzinpreise entzündet. Die sudanesische Wirtschaft ist in der Krise. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank können nicht mit Krediten helfen, da Sudan auf der amerikanischen Liste der Länder steht, die Terrorismus unterstützen. Ein Geldengpass führte zur Verhängung von Obergrenzen für Abhebungen von Bankkonten und langen Schlangen vor Geldautomaten.

Bald darauf aber wechselten die Slogans und forderten den Rücktritt vom diktatorisch herrschenden Präsidenten al-Bashir, der seit 30 Jahren an der Macht ist. Dieser weigert sich aber, sein Amt aufzugeben.

Al-Bashir sieht die Schuld bei Aktivisten aus Darfur und wirft ihnen vor, Proteste zu organisieren. In der westlichen Region griffen Milizen der lokalen Bevölkerung im Jahr 2003 zu Waffen, um gegen die Unterdrückung durch andere sudanesische Bevölkerungsgruppen zu kämpfen, die den Kern der Regierung formen. „Die Demonstranten von nun sind aber gut informiert. Sie singen jetzt auf der Straße: Das ganze Land ist Darfur“, sagt Elzobier.

Es war bemerkenswert, dass die Proteste in einer Region nördlich von Khartum begannen, aus der die politische Elite stammt. Von dort kommt auch al-Bashir. Seine Popularität schwindet sogar in der Armee, die ihm 1989 half, die Macht zu ergreifen. Es gibt deshalb auch Spekulationen, dass ein Staatsstreich seine Präsidentschaft beenden könnte.