Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Bis in die 1920er Jahre stand „Madame Butterfly“ (Asiatin verliebt sich in weißen Offizier, der sie jedoch verlässt und Jahre später verheiratet wiederkommt) im Kino hoch im Kurs. Der Exotismus und die Kolonial-Fantasien von der Überlegenheit der Weißen trafen offenbar den Zeitgeschmack sowohl in den USA wie in Europa. Die Geschichte wurde diverse Male verfilmt, unter anderem auch von Fritz Lang als „Harakiri“ (1919). Und während der Plot für moderne Menschen etwas schwer genießbar ist, besitzt Langs Werk doch einen großen filmhistorischen Wert. Lange Zeit galt dieses Frühwerk als verschollen, oder besser gesagt: Für das Umkopieren der entsprechenden Rollen im Niederländischen Filmmuseum gab es lange kein Geld. Seit einigen Jahren ist der Film nun aber restauriert, jedoch nur selten zu sehen. Im Filmmuseum Potsdam läuft „Harakiri“ mit einer Einführung von Qinna Shen und Livemusik von CEEYS und Midori Hirano (9. 2., 19. 30 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Wer sich anschließend beeilt, schafft es wohl gerade noch zum Stummfilm um Mitternacht ins Babylon Mitte. Dort begleitet Anna Vavilkina an der Kinoorgel Fritz Langs zwei Jahre später entstandenen Episodenfilm „Der müde Tod“. Auch dieser Klassiker ist mittlerweile (digital) restauriert und bleibt auch aufgehübscht ein an die deutsche Romantik erinnernder und wunderbar inszenierter Film (9. 2., 23.59 Uhr, Babylon-Mitte).

Regie führte Sohn Goro, doch das Drehbuch von „Der Mohnblumenberg“ (2011) schrieb Animationsgenie und Studio-Ghibli-Mitbegründer Hayao Miyazaki, der hier gemeinsam mit Keiko Niwa einen Manga von Chizuru Takahashi und Tetsurô Sayama adaptierte. Da verwundert es nicht, dass einem die Figurencharakterisierung vertraut erscheint: Leicht verklemmte Jungen und sehr tatkräftige Mädchen bevölkern die durch ein Familiengeheimnis verkomplizierte Liebes- und Freundschaftsgeschichte zweier Teenager, die hier mit den drolligen Ereignissen um die Verhinderung des Abrisses eines alten Schulklubhauses verknüpft wird. Der Charme der ungemein reichen, in komplexen Beziehungen interagierenden Figuren ist dabei schier überwältigend (11. 2., 20 Uhr, Filmrauschpalast).

Ein Klassiker ist auch Roman Polanskis erster langer Spielfilm „Das Messer im Wasser“ (1962), für den Jerzy Skolimowski das Drehbuch schrieb: Weil ein Ehepaar einen fremden Anhalter mit auf einen Segeltörn nimmt, brechen sich recht schnell sexuelle Spannungen Bahn. Und die sozialistischen Ideale werden mit einer eher ernüchternden Realität abgeglichen (OmU, 12. 2., 19. 30 Uhr, Babylon-Mitte).