Celina Godson: „Habe keine Familie“

„Ich habe vor sechs Jahren von dem Verein ­gegen weibliche Genitalverstümmelung gehört und bin damals von zu Hause weggelaufen, um die Beschneidungszeit hier in Masanga zu verbringen. Nach dem alternativen Übergangsritus bekam ich mein Zertifikat und ein T-Shirt und ging wieder nach Hause. Meine Mutter war wütend. Alles was ich geschenkt bekommen hatte, hat sie verbrannt.

Während der nächsten Beschneidungssaison ging ich wieder zurück nach Masanga, um der Verstümmelung zu entkommen. Bei der Rückkehr verfluchte mich meine Mutter. Mein Bruder und meine Schwester, beide älter als ich, machten mir das Leben zur Hölle. Ich hielt es nicht aus und flüchtete zu dem Verein nach Masanga. Aber meine Mutter kam hierher und versprach, mich nicht beschneiden zu lassen, und unterzeichnete selbst den entsprechenden Vertrag. Ich ging hoffnungsvoll mit nach Hause

Das Leben blieb schrecklich. Manchmal bekam ich kein Essen. Dann wieder warf meine Schwester Wasser auf das Feuer, wenn ich kochte. Ich wurde geschlagen, weil das Essen zu spät fertig war. Mutter nahm mir die Lampe weg, sodass ich keine Schulaufgaben machen konnte.

2015 wurde meine Familie plötzlich von einem Tag auf den anderen nett zu mir. Meine Mutter bat mich eines Tages, auf dem Acker zu gehen, um ihr zu helfen. Als wir weit weg vom Dorf waren, tauchte eine Gruppe von Menschen auf und warf mich auf den Boden. Sie hielten mich fest, und eine Frau mit einer Rasierklinge erschien. Ich kämpfte mit aller Kraft und schrie, aber sie spreizten meine Beine. Ich wurde an Ort und Stelle beschnitten.

Ich konnte nicht gehen und musste nach Hause getragen werden. Alle feierten und ich wurde eingesperrt. Ich weinte damals viel, aber konzentrierte mich auf die Schule. Ein Jahr später erhielt ich meinen Grundschulabschluss, danach packte ich einige Klamotten und ging nach Masanga. Der Verein gegen weibliche Genitalverstümmelung hat sich seitdem um mich gekümmert. Ich gehe jetzt in ein Internat und bin im dritten Jahr der Sekundarschule.

Der Verein gegen weibliche Genitalverstümmelung hat mir nicht nur in der Schule geholfen, sondern auch viel mit mir gesprochen und mir vor allem zugehört. Ich habe keine Familie, aber ich werde etwas aus meiner Zukunft machen.“ Protokoll: lona Eveleens