Schon Kinder haben Rückenleiden

Krankenkasse wertete Daten von 17.000 jungen Patienten aus. Jedes vierte Kind ist chronisch krank

Von Kaija Kutter

Jedes vierte Hamburger Kind leidet an einer potentiell chronischen Krankheit. Das ist eine Erkenntnis aus einem Fundus an Daten über Kindergesundheit, den die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) gestern vorstellte. Die Uni Bielefeld hatte in ihrem Auftrag die Abrechnungsdaten von rund 17.000 DAK-versicherten Kindern aus dem Jahr 2016 ausgewertet.

Die Kasse leiste hier Pionierarbeit, sagte Katrin Schmieder, die Leiterin der Hamburger Vertretung. Sie wolle die gesundheitliche Situation von Kindern verstehen und „in den Vordergrund der politischen Diskussion rücken“. Überrascht habe sie, dass schon Kinder an Rückenschmerzen leiden. So wurden fünf Prozent aller Kinder ab zwölf schon einmal wegen Rückenschmerzen behandelt.

Doch mit Abstand am häufigsten erkrankt waren die Atemwege. Mehr als jedes zweite Kind musste damit zum Arzt, jedes dritte Kind ist wegen einer Infektion in Behandlung. Neun von zehn Kindern waren 2016 mindestens einmal beim Arzt oder im Krankenhaus.

Besorgnis erregend: Jedes vierte Kind ist potentiell chronisch krank. Die meisten – 7,6 Prozent – leiden an Asthma, das am häufigsten im späten Kindesalter auftritt. Ebenso viele leiden an Neurodermitis, die eher bei Babys auftritt. Heuschnupfen belastet eher Teenager, 9,6 Prozent aller 15- bis 17-Jährigen waren betroffen. 4,5 Prozent aller Kinder leiden an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Etwa acht Prozent aller Kinder und Jugendliche hatten eine „potentiell chronisch verlaufende psychische Erkrankung“, so die DAK. Etwa fünf Prozent aller Jungen und 1,7 Prozent der Mädchen bekamen ADHS diagnostiziert, mehr als jeder Dritte von diesen nahm eine „Psychostimulanz“ wie Methylphenidat.

Je nach Alter gibt es große Unterschiede bei den Diagnosen. So wurde für acht Prozent aller 16-jährigen Mädchen eine Depression diagnostiziert, unter allen Kindern betraf dies nur 1,5 Prozent. An krankhaftem Übergewicht litten sechs Prozent aller Kinder von 9 bis 12 Jahren, aber über alle Altersgruppen hinweg nur 3,9 Prozent.

Die DAK erhebt auch bundesweit Daten und sagt, im Vergleich zu anderen Großstädten wie Berlin oder München litten Hamburgs Kinder seltener an Karies oder Virusinfekten der Atemwege, dafür gebe es hier mehr Fälle von Adipositas und Depressionen. Die Kasse will die Studie in den nächsten Jahren fortsetzen, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.