Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie Sportvereine eingeschüchtert werden sollen

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Auf einer Breite von acht Metern haben unbekannte Täter in der Nacht zu Freitag an der Fassade des Vereinsheims des SV Blau-Weiß Lünne zahlreiche Hakenkreuze hingeschmiert. Der Sportverein im niedersächsischen Emsland ist aktiv in der Integration von Geflüchteten. „Die Tat dürfte in Zusammenhang mit vergleichbaren Vorfällen bei emsländischen Sportvereinen aus den vergangenen Wochen stehen“, sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion Emsland/Graftschaft Bentheim.

In der ländlichen Region nahe der niederländischen Grenze gibt es seit Jahrzehnten eine aktive rechte Szene. Die AfD ist in Fraktionsgröße im Kreistag vertreten, sowie in Stadt- und Gemeinderäten. Die NPD unterhält einen ihrer wenigen Unterbezirke in der Grafschaft. Im vergangenen Jahr fand in Lingen ein „Lieder- und Vortragsabend“ statt. Extra angereist: die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Im folgenden Monat unterband die Polizei ein Rechtsrockkonzert in Emsbüren.

Das Engagement des SV Blau-Weiß Lünne und einiger anderer Vereine findet in diesem heterogenen Milieu rechts von der Union kaum Akzeptanz. Anfang Februar wurden bereits die Vereinsgebäude der Adler Messingen und des SV Viktoria Gersten beschmiert. Am Vereinsheim Gersten prangten auf den Fenstern Hakenkreuze und SS-Runen in weißer Farbe, mit schwarzer Farbe wurden Hakenkreuze an die Wand gemalt und „Fick Merkel“ geschrieben. Auf das Gebäude des SV Messingen wurde „SA“, „AfD“ und „Raus mit den Kanaken“ gesprüht.

Nach den Schmierereien reagierte der Vorstand des Kreisfußballverbandes umgehend. In einer Pressemitteilung hoben alle Vorstandsmitglieder „die integrative Kraft“ des Fußballs hervor. Und sie betonten „die enormen Verdienste unserer emsländischen Vereine im Bemühen um die Integration von u. a. Menschen mit Beeinträchtigungen, von sozial Schwachen, aber in den letzten Jahren auch besonders der Integration von Migranten“. Sie seien aus Kriegsgebieten und wegen der Sorge um ihr eigenes Leben geflüchtet und hätten nun „in den emsländischen Kommunen eine neue – wenn auch vielleicht nur vorübergehende – Heimat gefunden.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Wer aus dem ländlichen Raum kommt, weiß um die politische Relevanz solcher Statements von Vereinen.