produkttest
: Genial digital und sinnlos

Foto: timeular

Ich bin kein Mann der Zahlen, Politikwissenschaftler, tja. Als müsste ich mir etwas beweisen, habe ich zuletzt aber eine Vorliebe für die Quantifizierung meines Selbst entwickelt. Radele ich ins Büro, starte ich einen GPS-Tracker, der das Ergebnis sofort ins Netz lädt. Nehme ich einen Euro ein, hacke ich das in eine Software, die sogleich meine Steuerlast ausrechnet, deren Minderung durch gezielte Ausgaben ein irrer Sport für mich geworden ist. Super alman, I know, aber immer gegen das wahre Ich anrennen ist ja auch Käse, zumal sich dieser Lauf nicht quantifizieren lässt.

„Ließ“ muss ich schreiben, denn der Timeular-Würfel löst dieses Problem. Eigentlich ist er bloß eine achtseitige Stoppuhr mit Bluetooth. Er erfasst per Software, wie lange ich für vorher definierte, den Würfelseiten zugewiesene Aufgaben brauche. Drehe ich den Timeular, beginnt eine neue Zeitmessung: genial und auf eine zeitgemäß-digitale Art sinnlos. Endlich weiß ich, wie viel zu lange ich an Texten wie diesem sitze. Mehr Geld habe ich so zwar nicht. Aber dem vollerfassten Ich bin ich einen Schritt näher. Weiterdrehen. Dominik Schottner