Lüneburg zündet in Raketenstufen

Die Bundesliga-Volleyballer der SVG Lüneburg haben sich in den vergangenen vier Jahren vom Underdog mit Losglück zu einem Mitfavoriten im Pokalfinale hochgearbeitet. Und zwar mit langsamem Wachstum

Von Christian Görtzen

Knapp vier Jahre ist es her, dass der damals noch sehr neue Volleyball-Bundesligist SVG Lüneburg plötzlich bundesweit im Fokus stand. Die Männermannschaft hatte sensationell das Finale um den DVV-Pokal erreicht. Die Partie gegen Seriensieger VfB Friedrichshafen wurde live im Fernsehen ausgestrahlt – und dann das: Lüneburg ging unter. 13:25, 13:25, 18:25 – 0:3 nach Sätzen.

Andreas Bahlburg, Vorsitzender der SVG Lüneburg, sagt, er habe das Debakel kommen sehen: „Wir kamen ja aus unserem ,Schuhkarton‘, unserer Halle in Gellersen, in diese Arena. Ich habe damals vor der Partie in die Augen der Spieler gesehen und gewusst: ,Das gibt heute etwas auf die Ohren.‘ Da war so viel Ehrfurcht zu erkennen.“

Am 24. Februar bietet sich die Gelegenheit zur Revanche. „Vor vier Jahren waren wir der Underdog, der Losglück hatte. Damals mussten wir auf dem Weg ins Finale keine Brocken aus dem Weg räumen“, sagt Bahlburg. „Jetzt haben wir zwei Hochkaräter, Frankfurt und Berlin, rausgeworfen. Das ist das stärkste Team, das die SVG Lüneburg je hatte. Wir sind auf Augenhöhe mit den Top-Clubs.“ Trainer Stefan Hübner, der jüngst seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat, pflichtet bei: „Die Mannschaft kann viel schaffen, weil sie einfach gut ist.“

Erfolgreiche Saison läuft

Der Blick auf die Tabelle bestätigt das. Hinter Unterhaching und Friedrichshafen folgt auf Rang drei die SVG, die am Samstag mit 3:1 gegen Bühl gewann. Zudem hat Lüneburg erstmals in Friedrichshafen gepunktet, gar mit 3:2 gesiegt. „Natürlich bringt das Selbstvertrauen für das Pokalfinale“, sagt Hübner.

In Lüneburg wird in mehrerlei Hinsicht eine Entwicklung mit Augenmaß betrieben. Der Etat stieg von der Saison 2014/15 in Stufen von 320.000 Euro auf 610.000 Euro, der Kreis der Sponsoren wurde sukzessive erweitert, und Anfang 2020 steht der Wechsel vom 1.700 Zuschauer fassenden „Schuhkarton“ in die neue Arena Lüneburger Land mit dann 3.500 Plätzen an.

„Einige haben uns schon vor drei Jahren gesagt, dass wir nun im Europapokal antreten sollten. „Schiet di wat! Wollten wir nicht“, sagt Bahlburg. Denn anders als im Fußball sei das im Volleyball ein Zuschussgeschäft. „Wenn wir in der Champions League mitspielen wollten, müssten wir an den europäischen Verband CEV Gebühren in Höhe von 26.000 Euro zahlen.“ Dann käme noch bei den drei Heimspielen Mietkosten für ein technisches Videobeweis-System (je 5.000 Euro) hinzu. Zuzüglich der Reisekosten könnten sich die Aufwendungen auf 50.000 Euro belaufen. Bei Einnahmen von rund 25.000 Euro bliebe ein Defizit in gleicher Höhe.

Perspektivisch sind internationale Auftritte aber durchaus geplant. „Wir haben gerade unseren Fünf-Jahres-Plan aktualisiert. Zuerst kommt die Arena, danach der Europapokal und dann wollen wir fest zu den Top Drei gehören“, sagt Bahlburg. Er spricht von „Raketenstufen“. Ein Triumph im DVV-Pokal würde den Club, gänzlich ungeplant, bis hinauf zu den Sternen schießen.