berliner szenen
: Schwarzer Audi klebt hinten

Wir zuckeln auf dem nördlichen Berliner Ring so vor uns hin. Ich fahre, ohne zu blinken, wie ich das manchmal im monotonen Verkehrsfluss mache, auf die linke Spur der Autobahn. Plötzlich klebt, als sei er aus dem Nichts gekommen, ein schwarzer Audi hinten an der Stoßstange unserer Familienkutsche dran. Er hupt, lichtstark und lauthals. Erschrocken ziehe ich schnellstmöglich auf die rechte Fahrbahnseite. Der Audi kickt mich rüber wie ein Spielzeugauto. Der Fahrer, ein relativ junger Kerl, gestikuliert, als er vorbeirauscht. Er fuchtelt mit den Armen und macht den Scheibenwischer. Ja, ich habe verstanden: Ich bin zu blöd zum Autofahren!

Der Audi trägt ein Kennzeichen aus dem Berliner Umland, und in dem Moment, als ich überlege, mir das Kennzeichen zu notieren, ist er weg – um wenig später wieder vor mir aufzutauchen. Gut, dann schreibe ich sein Kennzeichen halt mal prophylaktisch auf. Aber ich komme nicht dazu, denn er tritt unvermittelt auf die Bremse. Ich kann einen Zusammenstoß nur knapp verhindern. Sofort geht mein Blick in den Rückspiegel, ob nicht hinten einer auf uns draufrauscht. Alles gutgegangen. Aber wie perfide war das denn? Das Ausbremsmanöver war so geplant. Der Audi wollte uns noch einmal dissen wegen der Szene vorhin. Und wenn uns einer ins Heck gefahren wäre, dann wäre der schwarze Audi wohl der Erste gewesen, der sich aus dem Staub gemacht hätte.

Nach zehn Kilometern sehen wir ihn wieder. Wir überholen ihn an einer Baustelle, wo die Ausfahrt nur noch einspurig ist. Er hat sich falsch eingeordnet. Ich bin zu aufgebracht, um mich mit ihm anzulegen. Seine Nummer haben wir. Auf eine Anzeige werden wir aber verzichten. Ich will mit so einem asozialen Typen nichts mehr zu tun haben, auch nicht über Dritte. Markus Völker