„National Enquirer“ gegen Jeff Bezos: Alles nur „Verhandlungen“

Das Boulevardmagazin „Enquirer“ bestreitet, Amazon-Chef Bezos mit intimen Fotos erpresst zu haben. Es sei nur verhandelt worden.

Jeff Bezos, Amazon-Chef und Besitzer der Washington Post

„Es war eine normale Story“: Jeff Bezos, Amazon-Chef und Besitzer der „Washington Post“ Foto: Joshua Roberts/reuters

Das US-amerikanische Boulevardmagazin National Enquirer hat die Vorwürfe von Amazon-Chef Jeff Bezos zurückgewiesen. Bezos hatte das Blatt – und dessen Mutterkonzern American Media Inc (AMI) – beschuldigt, ihm mit der Veröffentlichung intimer Fotos erpresst zu haben.

„Es ist keine Erpressung“, sagte Elkan Abramowitz, der Anwalt von AMI-Vorstandsboss David Pecker, am Sonntag beim Fernsehsender ABC. Dass der National Enquirer die Fotos habe und dass die von Bezos veröffentlichten Mails existierten, bestritt Abramowitz nicht, aber: Bezos, der auch der Besitzer der Washington Post ist, und AMI hätten doch beide Interesse daran gehabt, ihre Differenzen beizulegen. „Bezos wollte nicht, dass eine weitere Geschichte über ihn oder diese Fotos veröffentlicht werden, AMI wollte keine Verleumdung, dass ihre Berichterstattung beeinflusst sei vom Weißen Haus, von Saudi-Arabien oder der Washington Post. Damit hatte das nichts zu tun. Es war eine normale Story, die der National Enquirer von einer vertrauenswürdigen Quelle bekommen hat.“

Es sei laut Abramowitz viel mehr eine „Verhandlung“ mit Bezos gewesen: „Es ist kein Verbrechen, jemanden zu bitten, die Wahrheit zu erzählen.“

Und überhaupt: „Die erste Story war ja schon draußen“, sagte Abramowitz. Wären die Mails vor der ersten Veröffentlichung im Enquirer, der die noch junge Beziehung von Bezos zu Lauren Sanchez inklusive privater Textnachrichten öffentlich gemacht hatte, geschrieben worden, wäre das was anderes gewesen. So aber sei es eine journalistische Entscheidung, wie häufig man über ein Thema berichte. Und darüber sei verhandelt worden.

Erpressung? Verhandlungen? Journalismus?

Die Aussagen lassen tief blicken, was AMI, was der National Enquirer und was David Pecker unter Journalismus verstehen.

Nachdem Jeff Bezos AMI der Erpressung beschuldigt hatte, meldete sich auch der Journalist Ronan Farrow bei Twitter zu Wort: Er und mindestens ein weiterer Journalist, die über die Absprachen des National Enquirer mit Trump recherchiert hätten, seien ebenfalls von AMI erpresst worden. Es seien laut Farrow „Hör auf zu graben oder wir werden dich vernichten“-Erpressungsversuche gewesen.

AMI-Chef Pecker soll ein Freund von US-Präsident Donald Trump sein. Sein Verlag hatte vor der Präsidentschaftswahl einem Ex-Playmate 150.000 Dollar für die Exklusivrechte an einer Geschichte gezahlt, die Trump hätte schaden können – und die Geschichte dann nicht veröffentlicht. Das kam im Zuge der Verurteilung von Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen zutage.

Außerdem sollen Pecker und AMI sehr enge Beziehungen zu den saudi-arabischen Herrschern pflegen. Genauso wie Trump. Also zu jenem Land, in dessen Botschaft im vergangenen Jahr der Journalist Jamal Khashoggi getötet worden war. Khashoggi arbeitete für: Jeff Bezos' Washington Post.

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