Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
:

Singen tut gut. Auf der Bühne gern gesehen ist vor allem, wenn ein bis drei Personen ihre Stimmen zum Einsatz bringen. Schwieriger wird es für viele Musikfreunde, wenn da auf einmal ganz viele stehen, sprich ein Chor. Dabei tut auch Chorsingen nicht nur gut, es kann auch einfach sehr gut klingen. Nur zur Erinnerung. Erst recht gut klingt die immer noch unerreichte Mehrstimmigkeit, die man in der Renaissancemusik kultiviert hat. Besser ist höchstens Stille. „The Sound of Silence“ heißt daher folgerichtig das Eröffnungskonzert, mit dem das Festival Chor@Berlin am Donnerstag im Radialsystem beginnt. Das Chorwerk Ruhr singt Werke von Renaissance-Meistern an der Schwelle zum Barock wie Claudio Monteverdi, Carlo Gesualdo und Luca Marenzio. Hinzu kommen aktuelle Beiträge des Pianisten und Komponisten Marc Schmolling, der mit seinem Ensemble auftritt (Holzmarktstr. 33, 20 Uhr, 25/15 €).

Das Gegenteil von Stille ist Lärm. Den bekommt man, in kultivierter Form, versteht sich, am Freitag im Ausland, wo sich die Künstler Svartvit, Hatam und JD Zazie einfinden, um ihre Versionen des kultivierten Krachs dem geneigten Publikum darzubieten. Besonders rau ist dabei die elektronische Vision des Niederländers Svartvit, konsequent „harsh noise“ genannt. Was man übrigens nicht mit „negativer“ Musik verwechseln sollte – was auch immer das sein soll –, bloß weil die Stimmung vermutlich weniger heiter sein sollte als, sagen wir, bei einem Stück wie dem „Ententanz“ (Lychener Str. 60, 22 Uhr, 9 €).

Weiter geht es am Dienstag und in der Volksbühne. Im Roten Salon, um genau zu sein. Und mit elektronischer Musik, die auf improvisierende Weise aus Samples und anderem Gerät Strukturen entstehen lässt, die man melancholisch nennen kann oder einfach schön, wenn auch in einem spröderen Sinn. Der in Berlin lebende Musiker Andrew Pekler macht das im herkömmlichen Sinne mit elektronischem Gerät, während sein Kollege Tomoko Sauvage sich auf natürliche Klangquellen wie Wasserschalen verlässt, die er mit speziellen Mirkofonen verstärkt – so geht es eben auch (Rosa-Luxemburg-Platz, 21 Uhr, 12 €).

Neu und alt vermischen sich ebenso in der Konzertreihe „Neue Orchesterformen“, deren Auftakt das Andromeda Mega Express Orchestra am Mittwoch im Heimathafen Neukölln zu Gehör bringt. Das von Daniel Glatzel gegründete und seit 13 Jahren heroisch betriebene Großensemble bietet Klang- und Stilbegegnungen aller Arten, man darf sich schon jetzt freuen (Karl-Marx-Str. 141, 20 Uhr, VVK 18/15 €,AK 20/18 €).