Rührselig aufs Maul

Der bayrische Anarcho-Liedermacher Georg Ringsgwandl bespielt den Norden und hat nur dem Schein nach ein neues Album dabei

Von Jan-Paul Koopmann

Also, Georg Ringsgwandl ist 70 geworden, hat ein Album mit Stücken aus vergangenen Jahren veröffentlicht und geht noch mal auf große Deutschland-Tour. Die Alarmglocken klingeln zu unrecht. Der bayrische Anarcho-Liedermacher hat mit „Andacht und Radau“ nämlich gerade kein Best-of zum Abschied vorgelegt, sondern wie üblich locker aus dem Handgelenk rausgehauen, was er eben noch so rumliegen hatte: Songs, die spontan auf Tour entstanden sind und irgendwo so zwischen zwei Alben gerutscht waren.

Und wo er jetzt „wuide unterwegs“ ist, wie der Tourtitel so bescheiden wie aufgeladen heißt, ist zwischen lauter bayrischen Terminen auch der Norden mal wieder an der Reihe. In den kommenden zwei Wochen spielt Ringsgwandl in Hannover, Oldenburg, Bremen und Hamburg.

Und weil er dann doch ein bisschen altersmilde geworden ist, lassen sich solche Konzerte heutzutage auch einigermaßen angstfrei besuchen. Ringsgwandl große Zeit der Publikumsbeschimpfungen ist vorbei – und so wirklich schade drum ist das nicht. In Sachen Andacht, um noch mal auf die neue Platte zu kommen, war er ja ohnehin immer schon sehenswerter als bei der übersteigerten Randale.

Jetzt gibt es Blues, Melancholie und diese eine rührige Innerlichkeit, die man bestimmt auch irgendwie mit seiner Herkunft in Verbindung bringen kann. Muss man aber auch nicht.

Do, 7. 3., 20 Uhr, Pavillon, Hannover; Fr, 8. 3., 20 Uhr, Kulturetage, Oldenburg; Sa, 9. 3., 19.30 Uhr, Theater Bremen; So, 10. 3., 18 Uhr, St.-Pauli-Theater, Hamburg