Schülerin antwortet Lehrerverbandschef: Lieber Schule schwänzen als nix tun!

Hans-Peter Meidinger, der Chef des Lehrerverbandes, kritisierte die „Fridays For Future“-Demonstrationen in der taz. Jetzt antwortet ihm eine Schülerin.

Mädchen schreien etwas

Der Protest ist international: Schülerinnen bei der Klima-Demo in Buenos Aires Foto: reuters

Der Chef des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat sich vergangene Woche in der taz sehr kritisch gegenüber den Fridays-for-Future-Demos geäußert: So unterstellt Meidinger den Schülern, die die Demonstrationen besuchen, pauschal, sich nicht genügend mit dem Klimawandel auszukennen. „Die Demos können den Unterricht nicht ersetzen“, schlussfolgert Meidinger im Interview. Meidinger hält aber nicht nur aus diesem Grund wenig von den Schüler-Protesten. Seiner Ansicht nach dürften die Schüler auch keinesfalls während der Unterrichtszeit demonstrieren.

Mit dieser Meinung vertritt Meidinger wahrscheinlich selbst unter Lehrern eine Minderheit. An meiner Schule haben die meisten Lehrer eine tolerante und positive Einstellung den Schülerdemos gegenüber. Zwar müssen alle, die unentschuldigt fehlen, den Stoff nachholen und auch einen Fehlstundenvermerk im Zeugnis in Kauf nehmen. Ernste Sanktionen aber, wie Lehrerverbandschef Meidinger sie fordert, werden nicht verhängt.

Aus meiner Sicht als Schülerin, die oft Teil der Berliner Fridays-For-Future-Demonstrationen war, kann ich sagen, dass wir Schüler aus großer Sorge um das Klima auf die Straße gehen. Und zwar bewusst während der Schulzeit. So können wir mehr Aufmerksamkeit und somit auch mehr Druck auf die Politik erzeugen. Herr Meidinger hat dennoch wenig Verständnis für Schulen, die unser Anliegen mit Milde unterstützen: „Wenn die Schulen ihre Neutralitätspflicht aufgeben, kommen wir in Teufels Küche.“

Meiner Meinung nach aber hat jeder das Recht, für eine Sache, die ihn bewegt oder betrifft, zu demonstrieren – auch wenn man kein Fachmann auf dem Gebiet ist, wie Herr Meidinger uns Schülern vorhält. Dabei betont Herr Meidinger an einer anderen Stelle im Interview selbst, wie wichtig ihm die Entscheidungsfreiheit an Schulen sei. Da stellt sich mir natürlich die Frage, warum er gerade bei diesem aktuell so drängenden Thema die Entscheidungsgewalt der Lehrer einschränken will. Jedem Lehrer sollte freistehen, selbst abzuwägen, ob er die Schülerdemos unterstützen möchte oder nicht.

Natürlich ist es auch möglich und wichtig, sich auch im Unterricht über Klimawandel zu unterhalten. Da geht es dann aber mehr darum, was man als Einzelner tun kann. Wie man sich aber politisch für mehr Klimaschutz einsetzen kann, lernen wir auf der Schule nicht. Das ­lernen wir auf den Fridays-For-Future-Demos. Und für die lohnt es sich, Freitag für Freitag den Unterricht ausfallen zu lassen. Auch wenn das Herrn Meidinger nicht passt.

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15 Jahre, besucht die 9. Klasse eines Gymnasiums in Berlin-Pankow.

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