Rechtsradikale in Rumänien: Kaffee und Kekse mit Adolf

Ein Betrieb wirbt auf Facebook mit Bildern von Adolf Hitler für sein Gebäck. Die Fotos werden erst nach Protesten gelöscht.

Blick auf den geschändeten Friedhof in Huşi

Der geschändete Friedhof in Huşi Foto: FCER

BERLIN taz | Die rumänische Fabrik RoStar hat so ganz eigene Methoden, um ihre Produkte unters Volk zu bringen. Noch bis Mittwoch warb sie auf Facebook mit Hitler-Bildern für ihre Kekse. Die Werbekampagne mit dem Bild des Naziverbrechers löste in den sozialen Medien eine Flut von Kommentaren aus. Mit Anspielung auf die sechs Millionen Holocaustopfer hieß es dazu in einem zynischen Kommentar: „Sechs Millionen Kekse zum Backen in den Ofen.“ Die Firma löschte schließlich die Hitler-Bilder, nachdem auch rumänische Medien über das Ereignis berichtet hatten.

In einer kurzen Ansprache im Parlament verurteilte der Abgeordnete der jüdischen Minderheit Silviu Vexler die Affäre. Er erinnerte gleichzeitig auch an die am Eingang zu einer staatlichen Firma aus dem Bezirk Prahova angebrachten Losung „Arbeit befreit dich“ und die damit verknüpfte direkte Anspielung an den höhnischen Spruch, der am Tor des KZ von Auschwitz zu lesen war: „Arbeit macht frei“.

Vexler verurteilte auch die Schändung des jüdischen Friedhofs in der nordrumänischen Kleinstadt Huşi. Der Vorfall hatte sich bereits Mitte März ereignet, wurde aber erst am Mittwoch bekannt. In mehreren Medienberichten, die von der Föderation jüdischer Gemeinden aus Rumänien (FCER) bestätigt wurden, ist die Rede von 73 verwüsteten Gräbern.

In einer Pressemitteilung bekundete der Vorsitzende der Föderation Aurel Vainer seine Bestürzung angesichts dieses Zwischenfalls. Er hoffe, heißt es in dem auf Facebook in rumänischer und englischer Sprache veröffentlichten Kommuniqué, dass die zuständigen Behörden die Schuldigen schnellstmöglich identifizieren und der Justiz übergeben.

Inhumanes Ereignis

„Im heutigen Rumänien, einem demokratischen, pluralistischen Staat, in dem die Rechte und Pflichten der Juden und der anderen nationalen Minderheiten denen der Mehrheitsbevölkerung gleichgestellt sind, darf ein derartiges inhumanes, rohes Ereignis wie diese Grabschändungen nicht geduldet werden“, schreibt Vainer.

In den vergangenen Jahren war es wiederholt zu ähnlichen antisemitischen Vorfällen gekommen, die von den zuständigen Behörden nicht immer aufgeklärt wurden. Erst 2018 hatte ein Rechtsextremist in Sighet, der Geburtsstadt von Elie Wiesel, das Geburtshaus des Friedensnobelpreisträgers mit antijüdischen Inschriften beschmiert. Der Täter wurde gefasst.

„Im Unterschied zu anderen ex-kommunistischen Staaten existiert in Rumänien kein offizieller Antisemitismus“, sagt der Politologe Michael Shafir. Er kritisiert jedoch die Untätigkeit der Behörden bei der Bekämpfung des „inoffiziellen Antisemitismus“, obwohl sie öffentlich beteuerten, gegen antijüdische Aktivitäten vorzugehen.

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