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„Border“ Foto: Wild Bunch

Filmkritik hat oft etwas von Spielverderberei. Profitieren manche Filme doch sehr davon, wenn das Publikum vorab so wenig wie möglich über sie weiß. Und dann kommen diese Leute und nehmen all die schönen Szenen samt Pointen vorweg und analytisch auseinander. Nichtwissen ist da ein klares Privileg. Ali Abbasis „Border“ ist so ein Fall. Sie können daher das Lesen dieses Texts getrost nach diesem Satz beenden – Hauptsache, Sie sehen sich den Film an! Was der iranisch-schwedische Regisseur Ali Abbasi in „Border“ auf knapp zwei Stunden schrittweise entfaltet, ist eine Geschichte über Identität, die mit wunderbar überraschenden filmischen Mitteln einen Beitrag zu den hochaktuellen Fragen zur Diskriminierung von Minderheiten leistet, ohne die Dinge plump direkt anzugehen. Abbasi wählt stattdessen einen indirekten Zugang, mit dem er ethnische wie sexuelle Zugehörigkeit brillant ineinander verschachtelt. Was den Film dabei so gut zusammenhält, ist seine mutig exzentrische Erzählhaltung, die nie ins Didaktische abrutscht. (tcb)