Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Performen und Erweitern

Die besten Performances macht in diesen Tagen die Kirche: Rituelles Füßewaschen und prunkvolles Auferstehen mit Lichtmystik und Musik. Doch in der Woche nach Ostern werden interdisziplinäre Kunstkonzepte auch im Kreuzbrook gefeiert: Alle zwei Jahre präsentiert sich der Verein Koinzi-Dance mit einem Programm zu seinem erklärten Ziel, die Künste um den Tanz zusammenzubringen.

In der Fabrik der Künste in Hammerbrook treffen sich dann eine Woche lang Spartengrenzen übergreifend Tanz und Erzählungen, Film und Aktion, Musik und Koffer voller bildender Kunst unter dem Motto „Valises et Passages“. Alles beginnt am Dienstagabend um 18 Uhr mit der Verleihung des „BlauLAUT“-Preises für interdisziplinäre Kunst an die Wiener Performerin und bildende Künstlerin Jasmin Schaitl sowie einer Diskussion zu den Begrenzungen der Kunstfreiheit mit dem Kunsthistoriker Michael Diers und dem durch seine Performances auf die US-Terrorliste geratenen Hamburger Künstler Christoph Faulhaber alias Mister Security.

Meist getrennt gedachte Kunst­arten bringt auch John Eckhardt zusammen: Musik und Fotografie. Für den Kontrabassisten und Komponisten ist das Einfühlen in ein Motiv und das Auslösen der Kamera ein musikalischer Vorgang. In der Tat werden ja musikalische Begriffe wie Komposition auch für Bilder verwendet, meist ohne dass dabei Töne mitgedacht werden.

Der in Hamburg lebende Künstler hat seit Langem den Wald seiner Eltern in Schweden zum Thema gemacht, seine großformatigen Bilder werden im Westwerk in der Admiralitätstraße in Dialog mit klingenden Gehölzen gebracht, die als Klanginstallation im Raum zu hören sind. Gegen Ende der Ausstellunjg, am nächsten Samstag, tritt er dann noch mal auf: solo, am Bass.

Und dann ist da noch der Urvater aller Kunsterweiterung. Dem wird am nächsten Wochenende in Schwerin ein Symposion gewidmet: Anlässlich der Ausstellung „Das Unmögliche sehen“ zum zehnjährigen Bestehen des dortigen Duchamp-Forschungszen­trums Schwerin – das Museum hat einen international bedeutenden Schwerpunkt in seiner 91 Werke umfassenden Marcel-Duchamp-Sammlung – stellen Duchamp-Kenner aus den USA, Italien, Frankreich, Österreich, Schweiz und Deutschland ihre Forschungen vor. Dabei geht es etwa um den künstlerischen Zugriff auf die Zeit und die Selbstvervielfältigung in auch weibliche Alter Egos. Das Ganze unter dem durchaus anspruchsvollen Motto: „Die Erfindung der Gegenwart“.