IKONE DER WUT

Er zeigte dem Kanzler vor einem Jahr gewiss die schönste und kräftigste Arbeiterfaust – Bernd Gögelein aus dem Städtchen Osterburg im nördlichen Sachsen-Anhalt. Gögelein kam auf dem sommerlichen Höhepunkt der Hartz-VI-Empörung am 24. August 2004 über die Elbe nach Wittenberge, um Kanzler Gerhard Schröder, der an jenem Tag den neuen Bahnhof eröffnete, die Meinung zu geigen. Was Gögelein so gut gelang, dass sein Gesicht deutschlandweit bekannt wurde. „Jetzt kennt mich der Westen“, bilanzierte er zufrieden. Nach einem Besuch bei Gögelein bilanzierte der Stern, dass die vierköpfige Familie mit Arbeitslosenhilfe, Nebenjob in einer Tankstelle und Kindergeld auf 1.740 Euro komme, abzüglich der Miete und Energie blieben noch 1.390 Euro. Gögelein, der als Gabelstaplerfahrer gearbeitet hatte und seit über zehn Jahren arbeitslos ist, rechnete der taz daraufhin vor, dass ein Teil des Geldes seiner Frau und den Kindern zustehe, er selbst also nicht 1.390 Euro erhalte. Die Stern-Zahlen konnte er aber nicht entkräften. Am kommenden Montag kommt Gerhard Schröder wieder in Bernd Gögeleins Nähe. Der Kanzler tritt gemeinsam mit Roland Kaiser in Magdeburg auf. Ob Bernd Gögelein ihn wieder anfeuern wird, ist ungewiss. THG