Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Nachhaltig vom Gallery Weekend im Gedächtnis geblieben ist mir eine der kleinsten Schauen: Juan Antonio Olivares im Bungalow, dem Projekt­raum im Keller der Galerie ChertLüdde. Der junge Künstler holt in seiner nach dem lateinischen Namen der gemeinen Wespe benannten Einzelausstellung den Außenraum, die Natur nach innen und lässt verlassene (wunderschöne) Wespennester von Baumzweigen hängen. Dazu ertönen Audioaufnahmen, die sich aus Transkripten von Hypnosesitzungen, Field Recordings, Wespensummen, Trap Beats und anderem Soundmaterial assoziativ zusammensetzen. Lauschend erscheinen einem die verästelten Zweige wie Sinnbilder des menschlichen Unterbewusstseins und des ewigen Kreislaufs aus Werden und Vergehen. Während des Treibens am Wochenende konnte man den gesprochenen Text freilich schwer hören, ein Grund mehr noch einmal hinzugehen (bis 15. 6., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Ritterstr. 2 a).

Auch Elizabeth Jaeger beschäftigt sich in ihrer ersten Einzelausstellung bei Klemm’s mit Innen und Außen, Inhalt und Form, Natur und Objekt, Gefühlswelt und Körperlichkeit. Im Unterschied zu Olivares benutzt Jaeger dafür jedoch menschgemachtes Material – Glas, Stahl, Keramik. An antike Tränengläser aus Trauerzeremonien sollen ihre Glasfische erinnern, die sie auf Stahlgestellen in den Raum gestellt hat. Dahinter an der Wand ruhen Keramikscherben, aus denen sich die fragilen, transparenten Wassertiere geschält haben könnten (bis 8. 6., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Prinzessinnenstr. 29).

In der Future Gallery ahnt man sich derweil dem Ende nahe. Dort lässt Femke Herregraven metaphorisch „corrupted air“ aufsteigen, indem sie John Graunts erster Aufzeichnung menschlicher Sterblichkeitsraten aus 1662 Kurse sogenannter Cat-Bonds gegenüberstellt. Wer in solche Katastrophenanleihen investiert, sichert Risiken von Naturkatastrophen ab, Erdbeben in Japan zum Beispiel oder Hurrikane in den USA und kann mit Glück hohe Prämien erzielen. Das Perfide daran: Cat-Bonds investieren nur in reichen Ländern, an der Absicherung von Entwicklungsländern, die noch häufiger von Naturkatastrophen betroffen sind, hat der Kapitalmarkt kein Interesse. Was Herregraven offenbar umtreibt, ist, wie sich finanzielle Privilegien in Überlebenschancen niederschlagen. Der Rest der Ausstellung findet in den Kellerräumen statt. Diese hat die Künstlerin in eine Art Milliardärsbunker verwandelt. Plastiküberzogene Möbelstücke stehen herum, an den Wänden unterhalten sich Fossilien ausgestorbener Spezies über das spekulative Ende der Menschheit (bis 1.6., Mi.–Sa. 13–18 Uhr, Schöneberger Ufer 59).