Land der Nichtereignisse

Nur Filme mit Bezug zum Bundesland: Das Filmfest Schleswig-Holstein zeigt in Kiel bis Samstag vor allem Dokumentar- und Kurzfilme

Nähert sich dem 90-jährigen Willi mit der Schmalfilmkamera, ohne Porträt zu werden: „Aus einem Jahr der Nicht- ereignisse“ Foto: Joon Film/Filmgarten

Von Wilfried Hippen

Ein klareres Profil kann ein lokales Festival kaum haben: Das Filmfest Schleswig-Holstein zeigt nur Filme, die einen direkten Bezug zum Bundesland haben, also entweder dort gedreht, gefördert, oder von Filmemacher*innen aus der Region produziert wurden. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen. Auch transmediale Projekte, Spiel-, Kurz-, Experimental- und Animationsfilme stehen oft auf dem Programm.

Das aber spiegelt diese Formenvielfalt diesmal nur bedingt wider. Einen im Lande gemachten abendfüllenden Spielfilm kann das Filmfest nicht präsentieren. Den Schwerpunkt des Festivals bilden traditionell Dokumentarfilme.

Einer davon kommt erst mit Verspätung zum Filmfest: „Aus einem Jahr der Nichtereignisse“ von Ann Carolin Renninger und René Frölke lief 2017 auf der Berlinale. Doch da es sonst kaum Gelegenheit gibt, diesen schönen Film über einen fast 90-jährigen Bauern, der allein auf seinem Hof lebt, zu sehen, dürfte dies einer der Höhepunkt sein.

Thematisch am weitesten von Schleswig-Holstein entfernt ist „Barstow, California“ von Rainer Komers, der gerade seine internationale Festivalkarriere abgeschlossen hat und auf dem Filmfestival im Schweizer Nyon seine Weltpremiere feierte. Der Film ist das Porträt einer heruntergekommenen Kleinstadt in der Wüste von Kalifornien. Dort wuchs der verurteilte Mörder und Poet Stanley Spoon Jackson auf. Dessen im Off vorgelesenen autobiografischen Texte geben den Bildern eine ganz eigene, faszinierende Tiefe. Die Filmwerkstatt Kiel hat den Film, wie schon frühere Werke von Rainer Komers, gefördert.

Maritime Kurzfilme

Frisch von der diesjährigen Berlinale weg und dort mit dem Heiner Carow Preis ausgezeichnet kommt „Schönheit und Vergänglichkeit“ von Annekatrin Hendel nach Kiel, wo er ebenfalls von der Filmwerkstatt gefördert wurde. Der Dokumentarfilm ist ein Porträt von Sven Marquardt, der heute als Türsteher von Berliner Technoclubs sein Geld verdient und vor dem Mauerfall als Fotograf und Punk zur Ostberliner Subkultur gehörte.

In den Kurzfilmprogrammen gibt es gleich drei Animationsfilme mit den maritimen Titeln „Under the Sea“, „Four Songs From a Dark Coast“ und „Land unter Mär“ sowie zwei Musikvideos zu Songs von Liza & Kay und Svatar Knútur.

Das Filmfest beginnt am heutigen Donnerstag schon um 11.30 Uhr im Kino in der Pumpe mit einem Hochschultag, bei dem Studierende und Lehrende der Kieler Universität sowie verschiedener Hochschulen ihre eigenen Produktionen präsentieren. Abends folgt dann die Eröffnung als Open Air im Innenhof des Kulturzentrums Pumpe. Dort gibt es ein Programm mit Kurzfilmen und danach wird mit Musik gefeiert.

Do, 9. bis Sa, 11. Mai, Kino in der Pumpe, Kiel. Infos: www.filmfest-sh.de