Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie ein neuer Name im Wahlkampf helfen soll

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Die „Wählergemeinschaft Heimat“ (WH) gibt sich ganz bodenständig und, wer hätte das gedacht, heimatverbunden. Auf der Facebook-Seite präsentieren sich die drei Herren der „Gemeinschaft“ in Handwerkskluft und Trachten-Chic. Sie spekulieren darauf, bei der Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern am 26. Mai in die Stadtvertretung in Gägelow zu ziehen.

Nicht der erste Wahlkampf für Sven Krüger, Tino Streif und Steffen Meinecke aus Jamel. Sie alle kandidierten bereits für die NPD. Krüger und Streif saßen für die Partei schon im Kommunalparlament. Den Grundpositionen der rechtsextremen Partei dürften die Herren weiterhin treu geblieben sein. Nur der Name ist eben nicht mehr angesagt.

Schon bei der letzten Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern kandidierten NPD-Anhänger unter vermeintlich unverfänglichen Namen. Der mehrfach verurteilte Krüger, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung, ist in der Region eine politische Größe. Im Laufe der Jahre lockte der Abrissunternehmer nach und nach mehr Gesinnungskameraden in das mecklenburgische Dörfchen – ihr Slogan: „Dorfgemeinschaft Jamel – frei – sozial – national“.

Im nahen Grevesmühlen baute Krüger das „Thinghaus“ zum zentralen Szenezentrum aus. Zuletzt trat er 2011 eine Haftstrafe wegen gewerbsmäßiger Hehlerei an. Sein Mandat für die NPD im Wismarer Kreistag und im Landesvorstand der Partei gab er damals ab. Die kriminellen Machenschaften haben seinem Ansehen in der „nationalen Bewegung“ indes nicht geschadet.

Seit dem 2. Februar ist die WH auf Facebook aktiv. „Wir werden uns stark für euch machen und unsere Dörfer verteidigen“, erklären sie dort und machen vor allem die SPD für das Aussterben der „wunderschönen Dörfer“ verantwortlich. Die Partei baue die ländliche Infra-struktur ab und verhindere somit auch den Zuzug von „jungen Familien“, heißt es.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Für die Stärkung der Vereine will sich Stefan Meinecke einsetzen, besonders für die Freiwillige Feuerwehr. „Kinder und Jugendliche finden in den Wehren Vorbilder zum Anfassen“, meint er. Bemüht moderat beklagt Krüger ebenso die „Rahmenbedingungen“ für Familiengründung und schwärmt: „Da wo ich lebe, in Jamel, hallt Kinderlachen durch das Dorf und die Bushaltestelle ist morgens voller fröhlicher Schüler.“ Wie schön, doch das Herrentrio wittert Gefahr, von woher auch immer: „Wir werden unsere einzigartigen Dörfer nicht aufgeben“ versichern sie, sie seien angetreten „das Leben in unserer Heimat zu beschützen“.