europaplatz
: Fiston Mwanza Mujila in Graz

Place de l’Europe de Graz en l’an 5019. La gare principale n’existe que de nom. Elle est maintenant souterraine. Ses bâtiments sont rasés. Tout se déroule dans le ventre de la terre. A la place de l’arrêt des bus, se dresse un vaste marché aux murs transparents percés de quatre portes. Dans l’entendement de Mvidi Mukulu wa Tshiame, Dieu de la mère Tshiame, quatre est le chiffre de la chance, du lupemba, de la perfection, de la folie, de la débrouille et de l’espérance. Ce n’est pas pour rien qu’IL s’attela dès le départ a crée quatre Grand Esprits. L’intérieur de ce bazar met du baume au cœur. On y vend toutes sortes de bricoles. Des masques africains, des parchemins, des diamants et d’autres pierres précieuses – devenus entretemps des choses sans valeur. Des brouettes, elles se bazardent tels de petits pains. Japonais, Zambiens, Autrichiens, Luxembourgeois, Grecs … Des peuplades affluent. Ils portent leurs nationalités comme on porte des vêtements. Ou même des soupapes. Ça s’enlève avant de prendre sa douche. Tout le monde veut acheter une brouette. Nous sommes en plein été. Un soleil de plomb s’écroule du ciel. Une montagne couverte de neige jouxte le marché aux quatre portes. Une machine fabriquée par un jeune homme de Leoben produit de la neige. A deux pas du marché aux quatre portes. De la neige, au beau milieu du mois de juin. En l’an 5019 …

In ganz ­Europa gibt es Europa­plätze, von Lissabon bis Vilnius. Aber ist an diesen Orten auch Europa? Und wenn ja, wie viel? Lyriker*innen und Auto­r*in­nen haben sich für uns auf die Suche begeben. (taz)

Der Europaplatz in Graz im Jahr 5019. Den Hauptbahnhof gibt es nur dem Namen nach. Er befindet sich jetzt unter der Erde. Die Gebäude wurden geschliffen. Alles spielt sich im Bauch der Erde ab. Auf dem Busparkplatz erstreckt sich ein weitläufiger Markt gesäumt von durchsichtigen Mauern mit vier Portalen. Für Mvidi Mukulu wa Tshiame, den Gott der Mutter Tshiame, ist vier die Glückszahl, die Zahl des lupemba, der Perfektion, des Irrsinns, der Improvisation und der Hoffnung. Es kommt nicht von ungefähr, dass ER sich von Anfang an bemüht hat, vier Große Geister zu erschaffen. Das Innere dieses Bazars ist Balsam für die Seele. Man verkauft dort allerlei Kleinigkeiten. Afrikanische Masken, Pergament, Diamanten und andere Edelsteine – mittlerweile alles wertloses Zeug. Für ein paar Zerquetschte verkaufen sie sich wie warme Semmeln. Japaner, Sambier, Österreicher, Luxemburger … Die Völker strömen daher. Sie tragen ihre Nationalität wie man Kleidung trägt. Oder sogar wie Ventile. Man nimmt sie ab, bevor man duscht. Jeder will irgendwas kaufen. Wir haben Hochsommer. Eine bleierne Sonne brennt vom Himmel. Schneebedeckte Berge begrenzen den Markt an den vier Portalen. Eine Maschine, die ein junger Mann aus Leoben gebaut hat, produziert den Schnee. Zwei Schritte vom Markt an vier Portalen. Schnee, mitten im Juni. Im Jahr 5019 …

Aus dem Französischen von Bettina Wörgötter

Fiston Mwanza Mujila wurde 1981 in Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo geboren. Er lebt seit vielen Jahren in Graz, wo er Lyrik, Prosa und Theater­stücke schreibt und afrikanische Literatur an der Universität unterrichtet. Sein erster Roman, „Tram 83“, ist 2016 bei Zsolnay erschienen und erhielt zahlreiche Preise.