Rasta Vechta vor Halbfinal-Einzug: Ein Aufsteiger begeistert

Nach einem 87:78 über Bamberg könnte Basketball-Bundesligist Rasta Vechta am Dienstag den Einzug ins Halbfinale der Playoffs schaffen.

Rasta-Coach Pedro Calles feiert mit den Fans.

Volksnaher Volksheld: Rasta-Head-Coach Pedro Calles Foto: Frank Wenzel/Eibner/imago

BREMEN taz | Rasta Vechta schreibt Geschichte. Der Aufsteiger aus Niedersachsen spielt nach einer überraschenden Saison seine ersten Playoffs überhaupt. Gegen den amtierenden Pokalsieger und neunmaligen Meister Brose Bamberg gelang dem Basketball-Bundesligisten am Samstag im heimischen Rasta-Dome der zweite Sieg in der Viertelfinal-Serie. Nach dem 87:78 steht es nun 2:1 für Vechta, die am Dienstag in Bamberg den Einzug ins Halbfinale perfekt machen können.

„Wir haben die Saison als Underdog angefangen“, erinnert sich Kapitän Josh Young. „Irgendwann haben die Leute dann erwartet, dass wir gewinnen.“ Im Viertelfinale aber sei Rasta, Tabellenvierter der Hauptrunde, gegen Bamberg (Hauptrundenfünfter) wieder der Außenseiter. „Wer uns für den Favoriten hält, kennt Bambergs Geschichte nicht“, sagt Trainer Pedro Calles. Die Franken waren Meister 2015, 2016 und 2017.

Dennoch gewann Rasta direkt das erste Spiel der Best-of-Five-Serie im Playoff-Viertelfinale mit 96:85. „Der Heimvorteil mit der vertrauten Atmosphäre ist immer super“, sagt Young. Und die wichtigen Würfe saßen. Allein Guard Austin Hollins kam auf 31 Punkte – seine persönliche Bestleistung. Er war auch in der dritten Begegnung bester Werfer (21 Punkte).

Das zweite Spiel ging knapp mit 102:98 nach Overtime verloren. Den Ausgleich hatte Bamberg in der regulären Spielzeit erst unfassbare 0,8 Sekunden vor Schluss erzielt. Dann wurde den Vechtaern der dünne Kader zum Verhängnis: Vier „Big Men“ fielen seit Beginn der Playoffs verletzt aus, in den ersten beiden Partien sogar beide Center, sodass Vechta zurzeit mit nur sieben Mann rotieren kann. Man habe sogar zu wenig Spieler, um normal zu trainieren, sagt Calles. „Das tut richtig weh, die wollen so gerne die Saison zu Ende spielen.“

Vier verletzte „Big Men“

Schüler einer Basketball-AG hatten den Verein 1979 gegründet– kein ansässiger Club wollte eine Basketball-Sparte eröffnen. In einer Kellerbar grübelten die Sportler dann solange über einen Namen, bis sie Bob Marley mit seinem Song „Rastaman Vibration“ erlöste. Nach seinen ersten Aufstiegen in die BBL 2013 und 2016 stieg der Club noch direkt wieder ab. In dieser Saison ist alles anders.

„Es ist eine der besten Saisons meiner Karriere“, sagt Young. Den meisten seiner Kollegen und dem Trainer gehe das auch so. „Was wir hier zusammen geschafft haben, ist bemerkenswert.“ Das liege vor allem am Trainer selbst, hatte Young schon im Februar der taz gesagt. Auch die Liga sieht das so und kürte Calles, zum ersten Mal Headcoach eines Erstligisten, Anfang Mai zum Trainer des Jahres. Calles möchte seine individuelle Leistung aber nicht hervorheben: „Basketball ist ein Teamsport“, sagt er. Seit 2015 ist er im Trainerstab von Vechta, im vergangenen Jahr übernahm er die Leitung der Mannschaft.

Einen Vertrag für die kommende Saison hätten bisher nur vier Spieler, darunter Young und Jung-Nationalspieler Philipp Herkenhoff, sagt Jörn Bente, Sprecher des Clubs. Auch Calles bleibt. Doch was ist mit anderen Leistungsträgern wie Hollins oder T.J Bray? Letzterer ist immerhin bester Assist-Geber der BBL. „Das sehen wir dann“, wehrt Calles ab. Ziel sei, das Team zu stets verbessern – wer auch immer dann dazugehört.

Für die Zusammenstellung des Kaders sei der Trainer verantwortlich, sagt Bente. „Diesen Sommer dürften ihm andere Spieler angeboten werden als letztes Jahr“, so Bentes Prognose. Ob man dann finanziell zusammenkomme, werde sich zeigen. Prämien für das sportliche Abschneiden gibt es in der BBL nicht. „Es kommt auf die Verhandlungen mit den Sponsoren an, welche Summe wir für die nächste Saison erreichen.“ Er hofft auf ein Budget von über drei Millionen Euro.

Im einem möglichen Halbfinale könnte Rasta Vechta auf den amtierenden Meister Bayern München treffen, der seine Viertelfinal-Serie gegen die Löwen Braunschweig souverän mit 3:0 Siegen führte.

Neben Vechta und Braunschweig spielen auch die EWE Baskets Oldenburg in den Playoffs. Drei Nordclubs sind so viele wie noch nie. Der Tabellenzweite der Hauptrunde machte am Samstag den Einzug ins Halbfinale mit dem dritten Sieg im dritten Spiel gegen Bonn klar und trifft jetzt auf Alba Berlin.

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