berlinmusik
: Swamp &Synthpop

Welch wunderbare Zeilen! Man möchte sie am liebsten den ganzen Tag leise vor sich hinmurmeln; am besten mit gebrochen-unterkühlter Stimme, wie sie hier von Sängerin Rachel Margetts zu hören ist. „I’m a tourist / in my own / wasteland“, spricht und singt sie da wiederholt. Umgeben ist der Gesang Margetts von rhythmischen, leicht scheppernden Drums, einer melodisch-wabernden Synthie-Soundfläche und im Hintergrund aufflackernden Jazz-Bläsern. „Pound“ heißt dieser Song, und er ist einer der Höhepunkte der neuen EP von Fith („Swamp“). Fith haben vor einiger Zeit als Duo – in der Besetzung Dice Miller/Enir Da – zusammengefunden, 2016 debütierten sie mit einem selbst beti­telten Album. Inzwischen sind Fith zu einem französisch-britisch-berlinerischem Quintett angewachsen, neben Sängerin/Klarinettistin Margetts sind Chris Lmx und Arnaud Mathé hinzugekommen. Der Sound der Band bewegt sich auf einem weiten Feld zwischen den Polen Synthpop, Darkwave, Trip­Hop, Spoken Word und Jazz – den Pop-Anteil nicht zu vergessen. Denn nicht nur „Pound“, auch das in Schönheit vor sich hin schwelgende „L’au-delà“ sind Songs, die im Ohr bleiben. Fith haben nicht nur einen wandelbaren Namen – er soll zunächst für „Fire in the hole“, dann für „Fucked in the head“ gestanden haben –, sondern sind auch als Band variabel, vielschichtig, angenehm unberechenbar. Könnte groß werden.

Synthpop ganz anderer Art, ebenfalls mit französischer Note, spielt ein Quartett namens Jean-Luc – dabei handelt es sich um einen bunt zusammengewürfelten internationalen Haufen in Berlin gestrandeter Musiker (Luc Bersier, Low Bat, Leo­nard Prochazka, Ariel Garcia). Jean-Luc spielen einen von Postpunk und New Wave geprägten Sound – Bands wie Liaisons Dangereuses kommen einem in den Sinn, gelegentlich klingen sie auch wie die schmutzigere Variante von Plastic Bertrand („Ça plane pour moi“), dazu kommen Einflüsse zeitgenössischer Synthie-Acts wie Lucrecia Dalt. Der Gesang klingt dabei immer schön dreckig bis angepisst, und manchmal versuchen Jean-Luc sich in deutscher Sprache, so handelt „40 Stunden“ vom Übel der Erwerbsarbeit. Diese EP zu erwerben ist allerdings kein Übel. Jens Uthoff

Fith: „Swamp“ (Outer Reaches Records), Releaseparty: 14. 6., ausland | Jean-Luc: „Des litres d’essence“ (Knekelhuis), Releaseparty: 14. 6., Arkaoda