heute in hamburg
: „Wir sind kein Geheimbund“
Foto: Anne OschatzWolfgang Lafferthon, 64, ist Vorsitzender Meister der Johannisloge „Zur Hanseatentreue“ in Hamburg.
Interview Julika Kott
taz: Wieso veranstalten die Freimaurer eigentlich Gästeabende?
Wolfgang Lafferthon: Es gibt in der Öffentlichkeit ganz viele Fehlinformationen mit den wildesten Verschwörungstheorien. Unter anderem, dass die Freimaurerei eine Sekte oder eine geheime Weltregierung sei. Deshalb betreiben wir seit einigen Jahren schon Öffentlichkeitsarbeit. Zum anderen sind wir, wie jede andere Organisation, auch an Nachwuchs interessiert.
Sie finden keinen Nachwuchs?
Das kann man nicht sagen, es findet ein langsamer Zuwachs statt. Deshalb versuchen wir, in der Öffentlichkeit die Freimaurerei bekannter zu machen. Es gibt wahrscheinlich Hemmungen bei potenziellen Mitgliedern aufgrund der Vorurteile. Auch die Unvereinbarkeitsbeschlüsse der katholischen Kirche können Menschen davon abhalten, beizutreten.
Vor welchen Herausforderungen steht die Freimaurerei heute?
Die Freimaurerei besitzt kein definiertes Gesamtziel, es geht uns eher um die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen. Viele Menschen sind aber zeitlich sehr belastet und kommen nicht mehr dazu, sich mit philosophischen Themen zu beschäftigen. Außerdem gibt es heutzutage in Deutschland etwa 15.000 bis 16.000 Freimaurer, das ist deutlich weniger als in früheren Jahren.
Ihr Bund ist ja nicht gerade für Transparenz bekannt. Widersprechen öffentliche Gästeabende nicht der Verschwiegenheit der Freimaurer-Loge?
Traditionell dient die Verschwiegenheit dem Schutz der einzelnen Mitglieder. Aber wir sind kein verschwiegener Geheimbund, alle Logen sind eingetragene Vereine. Im Internet sind Informationen über Rituale nachlesbar. Aber wir selbst verraten unsere Aktivitäten nicht im Detail. Freimaurerei muss man erleben. Und richtig und intensiv erleben kann der Einzelne die Freimaurerei nur mit wenig Vorwissen.
Sind auch die Werte der Freimaurer moderner geworden?
Die müssen nicht moderner werden. Es gibt die schon immer und es wird sie immer geben.
Frauen sind traditionell ausgeschlossen – ist das heute immer noch so?
Vor nicht allzu langer Zeit haben sich Frauen- und Gemischt-Logen gegründet. Diese haben tatsächlich einen deutlich stärkeren Zuwachs, weil sie Nachholbedarf haben. Die unterschiedlichen Logen arbeiten verstärkt miteinander, aber manche Themen werden bevorzugt getrennt gehandhabt.
