Klar Holz

DESIGN VON NEBENAN (V) Der Bremer Möbeldesigner Martin Wilmes möchte Stücke von zeitloser Schönheit schaffen. Zu diesem Zweck hält er sich an die klassische Moderne

Für die Möbelserie „macassar“ bekam Wilmes 2007 den Bremer Förderpreis für Angewandte Kunst

VON DIERCK WITTENBERG

Schnörkellos und aufs Wesentliche reduziert sind die Hocker aus Martin Wilmes’ „solo Uno“-Reihe. Der Bremer Möbeldesigner will Möbel bauen, die in zwanzig oder in hundert Jahren noch genauso gefallen wie heute. Und so hält er sich mit seinen Entwürfen an die klassische Moderne. Wilmes’ Hocker etwa erinnern an das Bauhaus-Design von Marcel Breuers Satztischen. An der Form hebt er die Kehle auf der Vorderseite hervor. Denn die runde Vertiefung sei ganz entscheidend, um eine stärkere Reduktion und mehr optische Leichtigkeit zu erreichen.

Zugleich betont die reduzierte Form das Material: Während bei beim Bauhaus-Künstler Breuer das Stahlrohr auf eine kühle Maschinenästhetik verweist, arbeitet der gelernte Tischler Wilmes mit Holz. Dabei geht es ihm um handwerkliche Perfektion, bei der die Konstruktion zu einem Teil der Gestaltung wird. Seine Entwürfe variieren, weil er sie aus unterschiedlichen Hölzern fertigt – die Sitzhocker gibt es in 20 verschiedenen europäischen und amerikanischen Holzarten, darunter auch Sorten wie Platane und Ulme, die heute nur noch selten verarbeitet werden. Stets sind sie aus Stücken derselben Bohle gefertigt.

Zu den Möbeln kam Wilmes, als er sich Ende der 90er-Jahre selbstständig machte. Weil sich die Möglichkeit bot, eine Holzwerkstatt eines pensionierten Tischlers zu übernehmen, pendelt Wilmes seit sieben Jahren von Bremen ins niedersächsische Groß Ippener. Die Werkstatt am Waldrand teilt er sich der Möbelbauer heute mit zwei Kunsthandwerkern.

Für die vierteilige Möbelserie „macassar“, die aus einem Sideboard, zwei Schubladenschränken und einem Bestelltisch besteht, bekam der Möbelbauer 2007 den Bremer Förderpreis für Angewandte Kunst. Im Oktober stellt Wilmes seine Entwürfe auf der Messe des Leipziger Grassi-Museums aus.

Beim Gang durch die geräumige Werkstatt stellt Wilmes den Tisch „loop“ vor. Mehr als die Hocker, bei denen die Funktion des Möbelstücks im Vordergrund steht, schwankt „loop“ zwischen Möbelstück und Kunstobjekt. Zwar erfüllt auch „loop“ alle funktionalen Anforderung eines Tisches. Die Platte lässt sich aber um die eigene Achse drehen, sodass wahlweise das dunkle Nussbaumholz oder die strapazierfähigere, hellgrüne Kunststoffbeschichtung nach oben weist.

Neben Sitzmöbeln, Tischen und Schränken fertigt der Möbelbauer Martin Wilmes auch Obstschalen, Topfuntersetzer und andere Wohnaccessoires. Auch eine Küche aus amerikanischem Kirschbaum zählt zu seinem Programm.

Die Preise für die „solo Uno“-Hocker variieren je nach Holz zwischen 300 und 500 Euro. Ein „loop“-Tisch kostet 1.350 Euro.