berlinale SzeneRüschen des Verfalls

Prada im Stadtbad

Dank dem Putz, der von den Wänden blättert, scheint das Stadtbad Oderberger Straße wie mit Rüschen geschmückt. Das muss zu Ehren von Miuccia Prada geschehen sein. Sie hatte die Wahl – und sagte: Berlin. Daher muss nun über einen weiteren Meilenstein auf dem Weg der Hauptstadt zum weltweiten Mythos berichtet werden.

„Thunder Perfect Mind“ heißt der neue Werbefilm für Prada-Parfums, den kein Geringerer als „Blade Runner“-Regisseur Ridley Scott zusammen mit seiner Tochter Jordan hier in Berlin drehte. Bevor dessen Premiere in Anwesenheit der Firmenchefin und des Regisseurs am Sonntagabend in dem ehemaligen Hallenbad in Prenzlauer Berg stattfand, waren wir Journalisten geladen. Denn wir sollten ja Film und Location in aller Ruhe kritisch würdigen. In Kürze kann dazu gesagt werden: Das Unternehmen ist ehrgeizig. In 4 Minuten 30 Sekunden verbindet der Film Textstellen aus einem geheimnisvollen gnostischen Gedicht, das einem Manuskript aus der 1945 entdeckten Nag-Hammadi-Bibliothek in Oberägypten entstammt, mit dem Bild einer jungen Frau von heute und dem Bild eines ebenso surrealistischen wie futuristischen Berlins, um am Ende als Lösung aller Rätsel das neue Prada-Parfum zu offerieren. Nein, der Film ist gelungen. Und das Oderbergbad voller Rüschen des Verfalls. Wie das Parfum duftet? Keine Ahnung. Es gab ja nur Visuals.

BRIGITTE WERNEBURG