„Mental heißt: In den Köpfen, stupid!“

Eine lustige Maus und subtile Botschaften sollen den Bundesbürgern spielerisch die Agenda 2010 vermitteln

Das Kommunikations-konzept könnte sich als Meisterstück der Agentur erweisen

Die Renten sind nicht mehr sicher, die Badehose klemmt und alles wird immer teurer? Nein! Mit ihrer Anzeigenkampagne zur Agenda 2010 hat die Bundesregierung gezeigt, dass es wieder aufwärts geht in Deutschland. Hinter dieser „überzeugenden Kommunikations-Offensive“ (Werben & Verkaufen) steckt niemand anderes als die junge, frische Hamburger Agentur „Beim Brünftigen Ei“, seit mittlerweile zwei Jahren Lead-Agentur von Bundesregierung und Bundespresseamt.

Die „Eier“ werden geführt von den drei genialen Tüftlern Dr. Kristian Graf Berto, Bastian Klemper und René van Roller. „Wir kommen alle von großen Agenturen, vor vier Jahren haben wir uns selbstständig gemacht. Beim Brünftigen Ei können wir unsere kreativen Ideen viel besser verwirklichen und Kommunikationskonzepte aus einer Hand anbieten“, erklärte Kreativchef Roller am Rande der Design-Messe „Politics meets Media“ in Hannover.

Den Kontakt zur Bundesregierung stellte schon vor dem letzten Bundestagswahlkampf Klemper her, der „Chef der Taler“, wie die Hamburger ihren umtriebigen CEO nennen. „Die politische Kommunikation in Deutschland braucht frische Ideen. Den Rezzo Schlauch hab ich auf einem Empfang einfach mal dazu angequatscht“, erinnert sich Klemper. „Dann ging alles ganz schnell. Ein super Typ, der Rezzo, der uns auch den nötigen kreativen Spielraum lässt. Hut ab!“

Die kommunikative Vermittlung der vermeintlich „sperrigen“ Agenda 2010 könnte sich dabei als Meisterstück der Agentur erweisen. Dr. Graf Berto gibt schon mal Einblick in die Planungen: „Wir wollen gegen Miesmacherei und Miesepetrigkeit angehen. Deutschland ist ein großartiges Land mit großartigen Menschen. Arbeitslosigkeit fängt zunächst im Kopf an. Wir brauchen deshalb nicht nur einen ökonomischen, sondern in erster Linie einen mentalen Aufschwung. Mental heißt: in den Köpfen, stupid! Das sage ich mit einem dicken Ausrufezeichen.“

Ab Oktober sollen, in der zweiten Phase, bundesweit neue Anzeigen in Qualitätsblättern wie FAZ oder Handelsblatt geschaltet werden. Eine stilisierte Comic-Maus, der kleine, freche Agendi, fungiert dabei als integrativer Sympathieträger. Zwei Motive verrät uns Graf Berto auf Nachfrage: Agendi liegt auf einer Hängematte. Darauf steht „Sozial?“ Im nächsten Bild verwandelt sich die Hängematte in ein Trampolin. Aufschrift: „Sozial!“ Mit Ausrufezeichen! Agendi lacht und springt. Darunter der neue zentrale Claim: „Deutschland, ick hör dir trapsen!“ Dr. Graf Berto dazu: „Das ist natürlich etwas subtil, aber wir wollten hier nicht mit dem Holzhammer arbeiten. Ist der Sozialstaat wirklich eine Hängematte oder kann er nicht doch ein Sprungbett sein? Eine Frage der Perspektive. Da müssen wir ansetzen. In den Köpfen!“ Zur Figur des Agendi ergänzt ihr Schöpfer René van Roller: „In der Agenda 2010 gibt es unglaublich viel Spannendes zu erleben und zu entdecken, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Bisher fehlte uns aber eine echte Identifikationsfigur als Imageträger. Genau das leistet Agendi. Er bringt auf spielerische Art die Agenda 2010 und ihre Inhalte näher.“

Ab Sommer 2004 soll dann die dritte Rakete der Agenda-Kommunikations-Offensive zünden: Die Bundesregierung plant einen neuen Themenpark im Garten des Kanzleramts einzurichten und so wichtige Begriffe der Agenda 2010 wie „Steuern“, „Rente“ oder „Rudi Völler“ direkt erlebbar, erfahrbar und „anfassbar“ zu machen. Die Regierung könne hier selbstverständlich nur Angebote machen, so die Brünftigen-Ei-Strategen, „den mentalen Change müssen die Bürgerinnen und Bürger dann selber schaffen!“

GERALD FRICKE