Nach außen laut, nach innen leise

Hamburg hat Simone Young, den Molotow-Club und vielleicht einmal die Elbphilharmonie. Für den Arbeitsmarkt aber ist die Musikwirtschaft eher unwichtig – laut einer Haspa-Studie steht Hannover besser da

Gewonnen. Mit Abstand. „Hamburg“ und „Musik“, das ergibt am Dienstag Nachmittag 5.500.000 Treffer bei Google. „Berlin“ und „Musik“ bringt gerade mal 493.000 Treffer, „München“ und „Musik“ 718.000. Hamburg ist Google-Sieger, was sicher zu tun hat mit den vielen Leuchttürmen, die aus Hamburgs Musiklandschaft ragen.

Da wären also die Elbphilharmonie, die Philharmoniker (mit ihrer Dirigentin Simone Young) und der Live-Club Molotow (dessen mittlerweile abgewendete Schließung vergangenes Jahr sogar die Süddeutsche Zeitung beschäftigte).

Dazu gibt es Arenen, Musicals, das Reeperbahn-Festival, Bands mit klugen Texten, viele kleine und drei größere Plattenlabels und eine große Vergangenheit (Beatles). Hamburg kann sich mit guten Gründen als Musikmetropole darstellen. Und dennoch arbeiten in Hamburg gerade mal rund 6.400 Menschen unmittelbar in der Musikwirtschaft. Das ergab eine Studie, die die Hamburger Sparkasse (Haspa) gemeinsam mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) erstellt hat.

6.400 Menschen, das sind „0,5 Prozent aller in Hamburg Beschäftigten“, sagt HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. Gezählt wurden allerdings nur Leute, die in sozialversicherungspflichtigen Jobs angestellt oder bei der Künstlersozialkasse gemeldet sind. Die kleinen Ein-Mann-Labels etwa kommen in der Studie nicht vor. Über die hätte der Verein „Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft“ Bescheid gewusst, der allerdings nicht gefragt wurde.

Vergleicht man den Beschäftigungsanteil der Musikwirtschaft in einzelnen deutschen Städten mit dem in Deutschland insgesamt, liegt Hamburg im oberen Mittelfeld. Sieger in dieser Statistik ist Hannover, weit vorne liegt auch Hildesheim. Allerdings, so die Studie, würden „die Werte für Hannover und Hildesheim stark von der Musiktechnik nach oben verzerrt, während diese Städte in den künstlerisch-kreativen Bereichen geringer spezialisiert sind“. Die Studie nämlich unterteilt die Musikwirtschaft in die Teilbereiche „Konzerte und Komposition“, „Musikinstrumente“, „Musikverlage“ und „Musiktechnik“. Unter letztere fallen Datenträger sowie Rundfunk- und Hi-Fi-Geräte.

Einmal mehr zeigt die Untersuchung die Bedeutung der Kultur für die harte Ökonomie. Da gibt es beispielsweise die Touristen, die im Zuge des Trends zu Kurzurlauben Kulturveranstaltungen besuchen. Oder die so genannten High Potentials, die Großes in wirtschaftlich relevanten Bereichen leisten und ihren Wohnort auch nach dem Kulturangebot auswählen.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu, aber sie kommen zur rechten Zeit: In Hamburg wird gerade der Doppelhaushalt 2009/2010 beraten. Dabei wird es auch darum gehen, mit welchen finanziellen Mitteln die schwarz-grüne Koalition das erklärte Ziel „Musikstadt Hamburg“ erreichen will. Just am Mittwoch hat die SPD-Opposition die Gründung einer „Hamburger Clubstiftung“ gefordert. Im Koalitionsvertrag steht bereits: „Die Hamburger Clubszene soll wirksam gestärkt werden.“ KLAUS IRLER