Eine Stadt sucht Arbeit

Kurz vor Weihnachten will das Space-Center eröffnen. Schon jetzt ist der Run auf 500 offene Stellen ernorm – angefeuert auch durch das „Fördern und Fordern“ der bremischen Arbeitsmarktpolitik, die Jobflüchtlinge verschärft mit Geldentzug bedroht

bremen taz ■ Der Countdown läuft. 500 Menschen sollen ab 19. Dezember Arbeit im Space-Center im Bremer Stadtteil Gröpelingen bekommen. Schon ist der Sog gewaltig.

Mehrere tausend BremerInnen drängen sich derzeit förmlich durch zahlreiche Vorqualifikationsrunden, die verschiedene Einrichtungen, darunter das Arbeitsamt und die Bremer Arbeit GmbH (bag), seit Wochen abhalten. Den Gipfelpunkt der allgemeinen Arbeitssuche wird ein so genanntes öffentliches „Casting“ am 26. und 27. September markieren: Jobsuchende können dann persönlich im Space-Center vorsprechen – „am besten mit den nötigen Unterlagen“, sagt Space-Center-Sprecher Oliver Dederichs. Ziel der Veranstaltung sei, „Leuten direkt Arbeitsverträge in die Hand zu geben.“

Dederichs freut sich über die große Job-Nachfrage und die entsprechende Medienresonanz: „Das wird Bremen die Augen öffnen“, sagt er. Es sei an der Zeit, das „Gerede von der Investitionsruine“ Space Park endlich zu vergessen

Tatsächlich klingt die Zahl von 500 offenen Stellen beachtlich. Doch in der Planungsphase des Space Parks war noch von 2.000 bis 3.000 Arbeitsplätzen die Rede – weswegen sich das Land Bremen mit dreistelligen Millionenbeträgen engagierte. Jetzt wird nach verschiedenen Neuplanungen nur ein Teilbereich des Neubaus geöffnet: der Raumfahrt-orientierte Erlebnisbereich. Gesucht werden dafür vorrangig Sicherheitskräfte, Türsteher, Gästebetreuer sowie Personal für Reinigung, Restauration und unzählige Kassen. Vollzeit und Teilzeit, ab 7 Euro 80 brutto die Stunde. Ohne Ansehen von Geschlecht, Rasse oder Religion, wie eine Werbefolie des Hauses den BerwerberInnen vermittelt.

„Wir suchen Mitarbeiter, die den Dienstleistungsgeist in sich aufgenommen haben“, bringt Dederichs die Philosophie des Hauses auf einen Punkt. Ob die künftigen MitarbeiterInnen arbeitslos waren oder von Sozialhilfe leben mussten, interessiere nicht vorrangig. „Aber natürlich sind wir ein privatwirtschaftliches Unternehmen – und das wird auch gelebt.“ Im Klartext heißt das: „Wir nehmen die Besten für die jeweilige Position.“

Die Besten zu finden und dem Arbeitgeber Space-Center vorzustellen, ist zurzeit eine groß angelegte Aktion. Schon seit Februar 2002 hat das Bremer Arbeitsamt sein so genanntes Space Vermittlungsbüro am Hansetor, gegenüber des Space-Baus, positioniert. Seit diesem Juli lädt man dort im großen Stil zur Bewerbung ein. Von rund 1.400 Eingeladenen wurden 470 für den oben genannten Recruitement-Day Ende September vorbestellt. Wer aber zum Erst-Termin nicht erschien, wird sich nur mit einer guten Entschuldigung vor Sanktionen schützen können. Zugleich hat das Arbeitsamt ein geschätztes Drittel von 35 Stellen besetzt – mit Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, teilweise in Leitungsfunktionen. Sieben offene Arbeitsplätze – vom Teamleiter Attraktionen bis zum Technischen Mitarbeiter – sind noch offen. Nächste Woche starten vier weitere Großveranstaltungen, bei denen aus 200 Arbeitssuchenden wieder potenzielle Space-Dienstleister rekrutiert werden sollen.

Ähnliches spielt sich zurzeit bei der bag in der Langenstraße ab. Sie hat den staatlichen Auftrag, Hilfeempfänger in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Dafür haben die Sozialzentren aus ihrem Kundenstamm Personen eingeladen, die dem gesuchten Stellenprofil entsprechen. 360 Interessierte wurden bei zwei Großveranstaltungen schon informiert. Höhepunkt dürfte der kommende Montag werden – wenn 500 Personen aus dem Bremer Westen erwartet werden. „Ein Andrang, mit dem niemand gerechnet hat“, sagt die Sprecherin des Sozialressorts, Heidrun Ide. bag-Chefin Katja Barloschky

sieht das „als erneuten Beleg dafür, dass die Menschen arbeiten wollen.“ Eva Rhode