Ortsgespräche gleich wieder teurer

Anbieter von Call-by-call müssen der Telekom eine extra Durchleitungsgebühr von 0,4 Cent pro Minute zahlen

BERLIN taz ■ Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation hat entschieden, dass Wettbewerber in Ortsnetzen ab 1. Juli für die Durchleitung von Call-by-call-Gesprächen an die Deutsche Telekom extra eine Gebühr oben drauf zahlen müssen. Festgesetzt wurde diese Durchleitungsgebühr auf 0,4 Cent pro Gesprächsminute. Damit müssen die Wettbewerber dann in der Hauptzeit 1,7 Cent statt bisher 1,3 Cent an den Exmonopolisten zahlen – zuzüglich Mehrwertsteuer. In der für den Wettbewerb besonders attraktiven Nebenzeit werden 1,3 Cent je Minute fällig – was einer Erhöhung um die Hälfte entspricht. Noch bevor sich der Wettbewerb entfaltete, urteilt Arcor-Chef Harald Stöber, werde er schon wieder behindert.

Begonnen hatte der just vor einer Woche. Auf Druck der EU war am vergangenen Freitag auch das das Ortsnetz für den Wettbewerb freigegeben worden. Fünf Anbieter starteten mit Call-by-call-Angeboten: 01051 Telecom, Freenet mit den Vorwahlen 01010 und 01024, Arcor (01070), tele2 (01013) und 3U (01078) locken mit besonders günstigen Minutenpreisen oder – im Fall von 3U – mit einer genauen Abrechnung im Sekundentakt. Ausschließlich für Geschäftskunden bieten außerdem COLT Telecom (01028) und MCI (01088) ihre Dienste an.

„Nach der Entscheidung ist es für alle privaten Anbieter nun fast unmöglich geworden, Call-by-Call-Gespräche unter dem Preis der Deutschen Telekom anzubieten“, erklärt etwa Martin Lukas von der 01051 Telecom. Auch andere Anbieter und der Branchenverband VATM sehen in der Entscheidung der Bonner Behörde eine massive Behinderung des Wettbewerbs; einige erwägen, vor Gericht zu ziehen.

Die Regulierungsbehörde folgt mit ihrer Entscheidung dem im letzten Jahr neu eingefügten Paragraphen 43, Absatz 6 des Telekommunikationsgesetzes. Mit der Entscheidung werde sichergestellt, dass der jeweilige vom Nutzer ausgewählte Netzbetreiber „angemessen an den Kosten des bereitgestellten Teilnehmeranschlusses beteiligt wird“.

Etwa 20 Anbieter hatten angekündigt, der Telekom im Ortsnetz Marktanteile abjagen zu wollen – viele von ihnen haben als Reaktion ihren Rückzug bekannt gegeben. Immerhin könnte der Telekom zu den Hauptzeiten Konkurrenz erwachsen: Der Exmonopolist verlangt bis zu sechs Cent pro Minute. Michael Müller vom Online-Tarifvergleich teltarif.de: „Preise zwischen 2,2 und 2,5 Cent pro Minute halte ich durchaus für möglich.“ NICK REIMER, SPI