Nordkorea bleibt bereit zum Gespräch

Nach Treffen Nord- und Südkoreas ist im Atomkonfliktkein Durchbruch erzielt. Dialog soll fortgesetzt werden

BERLIN taz ■ Einen enttäuschten Unterton konnte Südkoreas Regierung gestern in der Erklärung nach einem viertägigen Besuch nordkoreanischer Minister nicht verbergen. Beide Staaten hätten zwar „vollständig ihre Positionen in der Nuklearfrage ausgetauscht und sich auf die Zusammenarbeit für eine friedliche Lösung geeinigt“, wie es übereinstimmend hieß. Zur erhofften öffentlichen Erklärung des Nordens, auf sein Atomprogramm zu verzichten, konnten die Vermittler um den südkoreanischen Vereinigungsminister Jeong Se-hyun die Gesandten des stalinistischen Machthabers Kim Jong Il jedoch nicht bewegen. Erneut wiederholten diese, dass Pjöngjang die Nuklearfrage nur in direkten Gesprächen mit den USA erörtern würde.

Beobachter werteten jedoch als Erfolg, dass Nordkorea nun Gesprächsbereitschaft zeige. Südkoreas designierter Präsident Roo Moo-hyun sagte, er sei zuversichtlich, dass Nordkorea schließlich auf seine Atompläne verzichten werde. In einem Interview mit CNN sagte Roo, dass er Kim Jong Il ein Treffen vorschlagen werde, „auch wenn ich Gefahr laufe, durch eine Zurückweisung in den Augen meines Volkes mein Gesicht zu verlieren“.

Roo, der Ende Februar die Amtsgeschäfte von Kim Dae Jung übernehmen wird und dessen „Sonnenscheinpolitik“ fortsetzen will, sagte weiter, es sei wichtig, „sich persönlich ohne Vorbedingungen zu treffen, um zu einem Dialog zu kommen“.

Diesen Dialog vorbereiten helfen soll der frühere südkoreanische Vereinigungsminister Lim Dong Won, der am Montag nach Pjöngjang reisen wird. Lim, der Sicherheitsberater Kim Dae Jungs, gilt als Architekt der Aussöhnungspolitik mit dem kommunistischen Norden.

Russland und die USA setzen zur Lösung der Atomkrise auf einen erweiterten Dialog. Wie George W. Bush und Wladimir Putin telefonisch erörterten, sei ein so genanntes „Fünf plus Fünf“-Gremium, bestehend aus den fünf Vetomächten im UN-Sicherheitsrat plus Nord- und Südkorea, Japan, Australien und der EU, denkbar. Damit würde auch die Sorge Japans zerstreut, kein Mitspracherecht zu haben, falls der Streit um Nordkoreas Atomwaffen vor den UN-Sicherheitsrat führen würde, in dem das Land keinen Sitz hat. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will am 3. Februar erneut beraten, ob sie den Sicherheitsrat anrufen wird. Ein solcher Schritt könnte zur erneuten Verhängung von Sanktionen führen.

Russlands Vizeaußenminister Alexander Losjukow betonte, für ein Einschalten des Sicherheitsrates sei es noch zu früh, „das würde Pjöngjang nur als zusätzlichen Druck verstehen“. Losjukow hatte am Montag in Nordkorea Gespräche mit Kim Jong Il geführt und den Nordkoreanern einen Plan für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel vorgelegt. Mit Hilfe eines multilateralen Dialoges solle Pjöngjang Sicherheitsgarantien erhalten. Bislang weigert sich Nordkorea, seine Atompläne aufzugeben, bevor die USA einem Nichtangriffspakt zustimmen. ANETT KELLER