Aus dem Reich des lieben Führers: „Hunde, wir haben die Zukunft“

Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Diktator, Lebemann und Brillenträger Kim Jong Il, der es sich in seinem kleinen Nordkorea gemütlich gemacht hat

In der vergangenen Woche ergriff der liebe Führer des koreanischen Volkes, Kim Jong Il, die Gelegenheit, um in einer brisanten weltpolitischen Lage mutige Schritte zur Verteidigung der Heimat in die Wege zu leiten. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem Leben Kim Jong Ils zu erzählen.

Als der liebe Führer Kim Jong Il einmal in Pjöngjang eine Parade seiner begeisterten Landsleute abnahm, wollte er von der Tribüne herabwinken, hob die Hand und schlug sich selbst die Brille von der Nase. Sofort ging ein Raunen durch die Massen, doch Kim verzog keine Miene. Er ließ sich das Gestell reichen, prüfte es kurz, befand, dass es keinen Schaden genommen hatte, und lächelte daraufhin noch eine Stunde. Dann sagte er zum Innenminister: „Gute Arbeit.“

Der große Führer bereiste im Zug des Volkes das befreundete Russland. Da hielt sein Zug unplanmäßig an einem kleinen Dorfbahnhof. Trotz schwerer Bedenken seiner Berater öffnete Kim Jong Il das Abteilfenster und lehnte sich hinaus. Auf dem Bahnsteig saß ein alter Hund, der Kim freundlich betrachtete: „Hund, komm her“, grüßte der liebe Führer das betagte Tier, das sich gemächlich erhob und auf den Waggon zutrottete. „Seht“, sagte Kim über die Schulter hinweg: „Russland hat Hunde, wir haben die Zukunft.“ Dann fuhr der Zug des Volkes weiter.

Da sein Vater die Juche-Theorie erfunden hatte, wollte Kim Jong Il dem koreanischen Volk etwas Vergleichbares schenken. Er fuhr höchstpersönlich mit einer Limousine zur großen Bibliothek des Volkes in Pjöngjang. Am Eingang warteten die Bibliothekare, die ihn mit lauten Rufen empfingen. Kim Il Jong freute sich sehr, ließ das Wagenfenster herab und schenkte dem Direktor für zwei Minuten sein Ohr. Dann fuhr er wieder heim.

Bei einer Ansprache anlässlich des Empfangs ausländischer Botschafter wurde Kim Jong Il von einem spanischen Diplomaten versehentlich mit „Kim Jong der Zweite“ angesprochen. Nachdenklich ließ der Diktator den Gast gewähren, bevor er ihn unter großem Gelächter auf das Missverständnis aufmerksam machte: „Wir leben nicht in einer Monarchie!“ Zum Nachtisch gab es fein gedünstete Trüffeln.

Kim Jong Il interessiert sich sehr für Filme und besitzt eine größere Sammlung als Saddam Hussein. Deshalb ließ der liebe Führer einmal einen japanischen Regisseur entführen, der ihm das Wesen des Kinos näher bringen sollte. Nach fünfzehn Jahren bemerkte er seinen Irrtum und ließ einen französischen Regisseur entführen.

Unlängst traf Kim Jong Il seinen südkoreanischen Kollegen, um über die Teilung des Landes zu verhandeln. Er eröffnete die Unterredung mit den Worten: „Herr Präsident, Sie haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit!“ Noch heute schmunzelt Kim Jong Il oft über dieses Wortspiel.

Kim Jong Il feiert gern geschmackvolle Privatorgien. Als er einmal einige rumänische Prostituierte am Flughafen in Pjöngjang begrüßte, fuhr ihm eines der Mädchen übermütig durchs Haar und flüsterte: „Das ist aber eine lustige Frisur!“ Kim Jong Il warf sie übermütig aus seiner Limousine, ließ die Frau überfahren und flüsterte: „Das ist aber eine lustige Leiche!“ Dann fuhr er in seiner Limousine wieder nach Hause.

Kim Jong Il hatte Gäste ins große Haus des Volkes eingeladen. Als die Abendgesellschaft begann, schritt Kim Jong Il die Treppe herab, jedoch ohne Krawatte. Seine Frau bemerkte es gerade noch rechtzeitig und schickte ihn sofort wieder ein Stockwerk höher, damit er sich einen Schlips umbinde. Sie wartete, die Gäste warteten, doch wer nicht kam, war Kim Jong Il. Nach einer Dreiviertelstunde ging sie schließlich ins Obergeschoss und sah ins Schlafzimmer. Da lag Kim Jong Il seelenruhig im Bett und schlief. Was war geschehen? Kim Jong Il war die Treppe hinaufgestiegen, ins Schlafzimmer gegangen und hatte begonnen, sich die Jacke auszuziehen. Ganz in Gedanken hatte er sich dann immer weiter entkleidet. Schließlich hatte er seinen Pyjama angezogen und war ins Bett gegangen. Die Gäste und die Abendgesellschaft hatte er vollkommen vergessen.

Einmal sagte der liebe Führer Kim Jong Il während einer Ansprache zu seinem Volk: „Ihr solltet keine Zigaretten rauchen. Zigaretten sind gesundheitsschädlich.“ Darauf hingewiesen, dass er selbst ein starker Raucher sei, drehte er sich mit verlegenem Lächeln und leicht geröteten Wangen zur Seite und murmelte kaum vernehmlich: „Na und?“

Bei der Taufe eines Kanonenbootes kam es zu einer peinlichen Panne: Kim Jong Il fiel betrunken ins Hafenbecken. Er hatte die Champagnerflasche der Marke „Veuve Clicquot“, die eigentlich für die Schiffstaufe vorgesehen war, schon vorher geköpft. Das Kanonenboot wurde kurz darauf versenkt.

Während der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2002 irritierte Kim Jong Il eine Besuchergruppe in der Großen Halle des Volkes mit seinem lauten Jubel für die Mannschaft aus – Südkorea. Erschrocken hielt er inne. „Das war ein Ausrutscher. Niemand darf jemals davon erfahren“, murmelte der liebe Führer. Die Besucher sind noch heute da.

Wenn sich Kim Jong Il mal langweilt, schaltet er, wie die meisten Menschen, das Fernsehgerät ein. Im Gegensatz zu seinen Landsleuten, die nur einen einzigen Kanal empfangen können, der zudem ein verwackeltes Standbild des lieben Führers ausstrahlt, kann Kim Jong Il 283 Programme mit seinem Breitbildgerät von Samsung sehen. „Meine Antenne ist die längste“, sagte er einmal stolz seinem TV-Programmberater. Nach kurzem Zögern fügte er lächelnd hinzu: „Und die einzige.“ Ob des plötzlichen Humors erhitzte sich Kim Jong Il dermaßen, dass seine Rodenstock-Brille beschlug.

ZUSAMMENGETRAGEN VON ARNO
FRANK, STEFAN KUZMANY, MICHAEL
RINGEL, CORINNA STEGEMANN