IM SPREEWALDBAD
: Blue stinks

Auch ist das Wasser wärmer als früher: 30 Grad

Ich rieche nach Chlor, ich war schwimmen. Schwimmen gehe ich am liebsten im Spreewaldbad, obwohl das Stadtbad Neukölln genauso nahe liegt und älter und schöner ist. Aber Bahnen ziehen kann man im Spreewaldbad besser. Renoviert ist es auch.

Obwohl man nicht so viel davon merkt. Es gibt eine neue Deko, die nach Siebziger-Jahre-Spielshow aussieht, und etwas mehr Farbe. Die Duschen, die Schließfächer: alles noch dasselbe. Nur der Eintrittspreis ist gestiegen, plus Spaßbadzulage von 2 Euro am Nachmittag, was im Sommer selbstredend ist, da das Bad dann erst um 14.30 öffnet. Auch ist das Wasser wärmer als früher: 30 Grad. Aber nach dem Schwimmen sieht man immer noch aus, als ob man zwei Eimer geraucht hätte.

Am Spreewaldbad mag ich auch, dass man sich auf eine Liege platzieren kann und die anderen beobachten. Man bekommt ein anderes Gefühl für die Körper der anderen. Es sind die Körper der realen Welt: lustig verbogen, meist unförmig, immer eigen. Anblicke, die das eigene sexuelle Verlangen angenehm herunterdrehen.

Geflirtet wird eh nicht im Schwimmbad. Niemand denkt auch nur daran, mit irgendwem Blickkontakt aufzunehmen. Alle gleiten ins Wasser, den Blick geradeaus gerichtet, und los.

Man kann aber auch Kinder beobachten. Neulich kam eine Grundschulklasse. Die Mädchen waren fast ohne Ausnahme in pinkfarbenen Badeanzügen da. Irgendwie gefiel mir das. Es sah so nach klarer Zuordnung aus.

Eine ziemlich Mopsige trat in einem Hauch von Nichts an; sie trug einen Bikini, der ihr wesentlich zu knapp war, und wenn ich das richtig sah, sogar falsch herum (das Arschfax zeigte nach vorn). Die Ausnahme trug Türkis.

Die Jungs waren bunter gekleidet, sie trugen alles zwischen Orange, Dunkelrot, Grün und Schwarz. Hier hatte die Initiative „Blue stinks“ schon ganze Arbeit geleistet. RENÉ HAMANN